3 Fragen an Henning Flad
Henning Flad leitet die „Bundesarbeitsgemeinschaft Kirche und Rechtsextremismus“. In dieser Funktion stellt er sicher, dass Kirchen und kirchliche Gemeinden als Orte demokratischer Alltagskultur gelebt werden.
Ist die liberale Demokratie in Gefahr?
Nein, ist sie nicht. Sie ist zum Glück stabiler, als wir manchmal meinen. Aber ich finde auch, sie ist wackliger, als sie es um die Jahrtausendwende herum war. Und das gilt für viele demokratisch regierte Staaten – überall sind rechtspopulistische oder rechtsextreme Bewegungen stärker geworden. Und an manchen Orten funktioniert Gewaltenteilung nicht mehr ganz so gut, wie das mal der Fall war. Aber das ist Mäkeln auf hohem Niveau, denn bei allen kleinen Einschränkungen gilt für mich: Die Demokratie ist verlässlich und stabil, und sie wird auch weitere Belastungen – etwa eine Wirtschaftskrise im Zuge der Corona-Pandemie – aushalten.
Was hat uns 2015 gezeigt?
Das Jahr 2015 hat uns gezeigt, dass in den Kirchen noch viel Leben ist. Ihnen wird immer wieder nachgesag, dass sie fast bedeutungslos geworden sind – das hat sich als falsch herausgestellt. Sie sind weiterhin gesellschaftlich relevant. Mich hat tief beeindruckt und berührt, wie viel großartiges ehrenamtliches Engagement aus den Kirchengemeinden heraus zur Unterstützung von Geflüchteten stattfand.
Was gibt Ihnen Halt?
Zeit mit meinen Lieben verbringen und mit Menschen aus dem Freundeskreis. Ein gelegentlicher Rückzug in die Stille, um wieder aufzutanken. Bewegung an der frischen Luft. Und mein Glaube.