Bildung in den stationären Hilfen zur Erziehung - Ergebnisse
Nachdem die Erhebung in 2021 abgeschlossen werden konnte, liegen nun die Ergebnisse der Studie „Bildung in der stationären Erziehungshilfe" vor. Die Studie wurde gemeinsam vom DWBO, der Paritätischen Akademie Berlin (Paritätisches Jugendhilfeforum) und dem Institut für Innovation und Beratung an der Ev. Hochschule Berlin (INIB) geplant und durchgeführt. Demnach sind Kinder und Jugendliche, die in stationären Einrichtungen untergebracht sind, besonders stark von schulischen Übergangshürden betroffen.
Zum Zeitpunkt der Befragung besuchten nur 8% der befragten Siebt- und Achtklässler das Gymnasium. Laut Schulstatistik besuchen in dieser Altersklasse 45% der Kinder/Jugendlichen das Gymnasium. Dieser Unterschied ist auch in der Sekundarstufe II zu beobachten: Der Großteil der gesamten Altersklasse befindet sich in der beruflichen Bildung. Von 200 der Befragten machen nur 4 % das Abitur (47 % sind es in der Schulstatistik).
Weitere interessante Ergebnisse der Studie betreffen die Zeit des Homeschooling: So war der Einsatz digitaler Medien im Rahmen des Schulbesuchs für die Hälfte der untergebrachten Kinder/Jugendlichen bereits vor Corona an der Tagesordnung. Im Vergleich mit einer Studie des Ifo-Instituts sagen nur 34%, dass die Schulschließungen eine große psychische Belastung darstellten (in Ifo-Studie 39 %). Kinder und Jugendliche in Einrichtungen der Erziehungshilfe haben möglicherweise durch den zusätzlichen Personaleinsatz vieler diakonischer und paritätischer Träger in Berlin profitiert. Schließlich sind bei der Hälfte der Träger durch die Homeschoolingzeit Überstunden entstanden.
Durch die Studie wird nicht zuletzt das große Engagement von Einrichtungen in Bezug auf informelles Lernen und außerschulische Bildungsgelegenheiten deutlich. So sind gut drei Viertel der untergebrachten Kinder/Jugendlichen in außerschulischen Aktivitäten wie Sportvereinen oder Jugendverbänden eingebunden. Auch innerhalb der stationären Einrichtungen gibt es vielfältige Lerngelegenheiten, in denen wichtige Lebenskompetenzen erworben werden, wie z.B. in demokratischen Vertretungsgremien, aber auch durch die Vermittlung hauswirtschaftlicher Fertigkeiten durch regelmäßiges gemeinsames Kochen.
Die Studie "Bildung in der stationären Erziehungshilfe" wurde gemeinsam vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz e.V. (DWBO), der Paritätischen Akademie Berlin (Paritätisches Jugendhilfeforum) und dem Institut für Innovation und Beratung an der Ev. Hochschule Berlin (INIB) geplant und durchgeführt. Sie nimmt die Bildungssituation von in Berlin stationär untergebrachten Kindern/Jugendlichen in den Bick. Zwei probatorische Teilstudien wurden ebenfalls abgeschlossen. Es wurde untersucht, was die Akten aus stationären Einrichtungen zur Rekonstruktion von Bildungsbewegungen von Kindern und Jugendlichen hergeben und wie gut die jungen Menschen dabei von den für sie zuständigen Mitarbeiter:innen unterstütz wurden. Für die zweite Teilstudie wurden Jugendliche zu ihrer aktuellen Bildungssituation in ihrer Einrichtung befragt.
Ein wichtiges Verdienst der Studie ist es, die Bildungssituation von stationär untergebrachten Kindern/Jugendlichen im Vergleich zur Schulstatistik abzubilden. Über die schulische Situation von jungen Menschen in stationären Hilfen zur Erziehung ist in Deutschland nämlich aktuell wenig bekannt: Seit der Einführung des Gesetzes zur Weiterentwicklung der Kinder- und Jugendhilfe (KICK) im Jahr 2007 wird die besuchte Schulform von jungen Menschen in Erziehungseinrichtungen nicht mehr durch die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik erfasst. Hier lieferte die Studie für Berlin wichtige Erkenntnisse:
- Bildung findet in den Einrichtungen der HIlfen zur Erziehung statt. Durch eine entsprechende Personalausstattung kann noch mehr erreicht werden - insbesondere bei den Übergängen.
- Fachkräfte müssen auf diese Aufgabe in der Ausbildung gut vorbereitet werden.
- Das Thema Bildung muss bei der Hilfeplanung stärker berücksichtigt werden.