Unabhängige Beschwerdestelle für Geflüchtete – über 3.500 bearbeitete Fälle
Geflüchtete haben in Berlin seit zweieinhalb Jahren ein wichtiges Sprachrohr: Die Berliner unabhängige Beschwerdestelle (BuBS). Sie unterstützt geflüchtete Menschen dabei, ihre Beschwerden gegenüber den Berliner Behörden zu formulieren und einzureichen. Durch intensive Arbeit hat sich die Beschwerdestelle in den letzten Jahren in der Berliner Flüchtlingshilfe etabliert. Bisher sind rund 3.500 Beschwerden eingegangen, in über 60 Prozent der Fälle konnte abgeholfen werden.
„Seit Projektbeginn ist das Interesse an unserer Hilfe kontinuierlich gestiegen“, sagt Maike Caiulo-Prahm, Leiterin der unabhängigen Beschwerdestelle. „Zum einen wächst die Anzahl der Unterkünfte stetig an, zum anderen haben wir uns auch wegen unserer Erfolgsquote das Vertrauen der Geflüchteten gewonnen.“ Allein im Jahr 2023 gab es bisher rund 1.700 Beschwerden. Monatlich bearbeitet das Team etwa 200 Beschwerden. „Gerade in der aktuell sehr herausfordernden Situation, mit einer hohen Zahl Schutzsuchender in der Stadt, unterstützen wir die Menschen und die Behörden, damit möglichst niemand durch das Raster fällt“, so Maike Caiulo-Prahm.
Die meisten Beschwerden – über ein Drittel – beziehen sich auf die Ausstattung der Unterkünfte. Auch der Service der Berliner Behörden können Anlass für Beschwerden sein, ebenso das Personal der Unterkünfte oder der fehlende Zugang zu Beratung oder Regelangeboten wie medizinische Versorgung oder Bildung. Alle Beschwerden werden an die zuständige Stelle weitergeleitet – oder ein passendes Hilfsangebot vermittelt.
Über die Hälfte der Beschwerden gingen während der von der Beschwerdestelle durchgeführten Sprechstunden in den Flüchtlingsunterkünften ein. Fast ein Drittel der Geflüchteten meldete sich telefonisch, die übrigen Beschwerdeführenden kamen in die Beschwerdestelle nach Neukölln oder nutzten elektronische Medien zur Kontaktaufnahme.
Das Angebot der BuBS ist bewusst niederschwellig. „Wir nehmen Beschwerden persönlich, aber auch telefonisch, per E-Mail oder durch ein Online-Kontaktformular in der Muttersprache der Klientinnen und Klienten entgegen“, so Caiulo-Prahm, „auch völlig anonym, wenn vom Beschwerdeführenden so gewünscht.“ Von der früheren Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales initiiert und von den Berliner Johannitern in Trägerschaft aufgebaut, hat die Beschwerdestelle ihren Sitz in der Donaustraße 78 in Berlin-Neukölln. Darüber hinaus besuchen die Beschwerdelotsinnen und -lotsen regelmäßig über 100 Unterkünfte Berlin und bieten dort feste Sprechstunden an.
Um die Geflüchteten kümmern sich insgesamt rund 30 Johanniterinnen und Johanniter, die 14 verschiedene Sprachen sprechen. Viele von ihnen haben selbst einen Fluchthintergrund. So können sie auf die Bedürfnisse der Geflüchteten individuell eingehen und ein Vertrauensverhältnis aufbauen.
Durch mangelnde Sprachkenntnisse und fehlende Erfahrung mit der Bürokratie in Deutschland wissen viele Geflüchtete oft nicht, welche Rechte und Möglichkeiten sie besitzen. „Die Berliner unabhängige Beschwerdestelle stellt sicher, dass ihre berechtigten Anliegen an die richtige Stelle gelangen und ernst genommen werden. So kann die BuBS Geflüchteten Gehör verschaffen und auch zur Lösung einiger, struktureller Probleme beitragen“, erklärt Björn Teuteberg, Regionalvorstand der Berliner Johanniter. „Die Erfahrung, Rechte zu haben und sie erfolgreich einfordern zu können, ist ein auch wichtiger Schritt für den Weg der Integration.“
„Wir sind über die Initiative der Senatsverwaltung und die konstruktive Zusammenarbeit mit den zuständigen Behörden, den Initiativen der Flüchtlingshilfe sowie weiteren Netzwerkpartnern sehr dankbar“, so Teuteberg. „Eine gute Kommunikation und wertschätzendes Miteinander sind oft der erste Schritt zur Lösung eines Problems.“
Weitere Informationen: www.bubs.berlin.
Johanniter-Unfall-Hilfe e.V. | Regionalverband Berlin
Die bundesweite Johanniter-Unfall-Hilfe e. V. ist eine der größten Hilfsorganisationen in Deutschland und leistet in der Tradition des evangelischen Johanniterordens ihren Dienst am Menschen. Zu den Aufgaben der Johanniter zählen unter anderem Rettungs- und Sanitätsdienst, Bevölkerungsschutz sowie Erste-Hilfe-Ausbildung. Hinzu kommen die Betreuung und Pflege von alten und kranken Menschen, Hausnotruf, Förderung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen, Hospizarbeit, Flüchtlingshilfe und Integration, Wohnungslosenhilfe sowie andere Hilfeleistungen im karitativen Bereich.
In Berlin sind die Johanniter seit 1958 aktiv und unterstützen mit einem vielfältigen Angebot verlässlich und kompetent Menschen aller Altersgruppen und in allen Lebenslagen. Die Johanniter beschäftigen in Berlin ca. 800 hauptamtliche und über 1.500 ehrenamtliche Mitarbeitende. Der Regionalverband Berlin hat ca. 42.000 Fördermitglieder.