Perspektiven für Geflüchtete und Gesellschaft
Diakonie fordert langfristige qualitative Sozialarbeit für tausende Geflüchtete in Gemeinschaftsunterkünften
Anlässlich des länderübergreifenden Fachtags „Soziale Arbeit in Gemeinschafts-unterkünften“ warnt die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: Ohne eine qualitative Sozialarbeit vor Ort erhalten die Geflüchteten nicht die Unterstützung die sie brauchen und Spannungen und Konflikte sind vorprogrammiert. Landespolitisches Preisdumping bei Personal und Ausstattung ist keine Lösung.
Ausbau der Notunterkunft am Flughafen Tegel in Berlin, Erweiterung der Erstaufnahmen auf dem Tempelhofer Feld, Ausbau der Erstaufnahmeeinrichtung in Eisenhüttenstadt – die Erweiterung von Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete gehört zum politischen Standard in Berlin und Brandenburg. Mittlerweile und vor allem wegen fehlender Wohnungen sind Gemeinschaftsunterkünfte zur Alltagsrealität für Tausende geworden. Tatsächlich gibt es Kinder, die von Geburt bis Schulabschluss nur das Leben in ihrer Gemeinschaftsunterkunft kennen - meist ohne Küche oder Rückzugsraum. In dieser Situation ermöglicht nur eine qualitativ gute, menschenrechtsorientierte und Rassismus-kritische Sozialarbeit in den Unterkünften eine gelingende Integration in Gesellschaft und Arbeitsmarkt. Die Allround-Experten erarbeiten und setzen Kinderschutzkonzepte um, geben Rechtsauskünfte und Informationen von Asylverfahren bis Kita-Platz und unterstützen bei der Wohnungs- und Jobsuche.
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen:
„Wenn Menschen über Jahre in diesen Sammelunterkünften leben und kein Wohnraum zur Verfügung steht, braucht es zwingend eine langfristige qualitative Sozialarbeit. Ansonsten sind Spannungen und Konflikte in den Einrichtungen, im Verhältnis zur Bevölkerung und zu Behörden vorprogrammiert. Tatsächlich bekommen unsere Träger teils nur wenige Monate dauernde Verträge. So können die Sozialarbeitenden keine langfristige vertrauensvolle Bindung zu den Geflüchteten aufbauen. Es ist völlig unverständlich, warum sich die Länder damit auch ein hochwirksames arbeitsmarktpolitisches Instrument vergeben.“
Die Diakonie fordert für eine gute sozialarbeiterische Unterstützung, dass die Ausschreibungen für den Betrieb von Geflüchteten-Unterkünften der Realität angepasst werden und für mehrere Jahre erfolgen. Außerdem wird sich die Diakonie nicht am preislichen Unterbietungswettbewerb beteiligen: Die umfangreiche und hochqualitative soziale Arbeit dient ganz konkret dem sozialen Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Die Sozialarbeiter:innen haben die gute diakonische Vergütung verdient, auf deren Refinanzierung durch die Länder die Träger angewiesen sind. Auch die sozialräumliche Anbindung der Träger muss bei der Vergabe überwiegen: Viele diakonische Einrichtungen bringen Erfahrungen in Kinderbetreuung und -schutz mit, bieten auch Sozialberatung als Basis für eine effektive Integration an. Eine weitere große politische Baustelle ist die zielgruppengerechte Unterbringung von Menschen mit Behinderung und Familien.
In einer hochpolitisierten, in weiten Teilen rechtspopulistischen Migrations-Debatte wird die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz weiterhin auf Versachlichung setzen und konkrete Probleme benennen. Diakonie-Direktorin Dr. Schoen:
„In einer Gesellschaft, in der der Zusammenhalt immer mehr bedroht ist stellen wir uns klar gegen Ausgrenzung und bieten der Landespolitik die fachliche Expertise unserer 1.600 Einrichtungen an. Die Basis für unsere Lösungsangebote ist das Grundgesetz: Das Recht auf ein menschenwürdiges Leben ist die unverbriefbare Grundlage unseres politischen und sozialen Gemeinwesens. Dies gilt auch für Geflüchtete. Und zwar vom ersten Tag ihres Aufenthalts in Deutschland an."
13 diakonische Träger bieten mit 38 Unterkünften und ca. 6.500 Plätzen in Berlin und Brandenburg Geflüchteten Betreuung, Beratung und Unterstützung an.
Kontakt
Sebastian Peters
Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
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