Mehr als 200 Freiwilligendienstleistende demonstrieren für mehr Anerkennung vom Brandenburger Tor bis zum Roten Rathaus
Freiwilligendienstleistende des Diakonischen Werkes und des AWO Landesverbandes Berlin demonstrierten am 3. Dezember 2021 in Berlin für mehr finanzielle Anerkennung und ein kostenloses ÖPNV-Ticket.
Mit dem Protest wollen die jungen Freiwilligen auf die ungleiche Bezahlung von Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) und Freiwilligen Ökologischen Jahr (FÖJ) aufmerksam machen. Durch die Landesförderung erhalten Freiwillige in FÖJ ein monatliches Taschengeld von 510 Euro, Freiwilligendienstleistende im ungeförderten FSJ und BFD (Bundesfreiwilligendienst) nur rund 300 Euro. Zusätzlich forderten die Demonstrierenden ein kostenfreies Ticket für den öffentlichen Nahverkehr. In der Corona-Pandemie zeigt sich, dass die Freiwilligen in ihren Einsatzstellen in Krankenhäusern, Kitas oder Pflegeeinrichtungen oftmals unverzichtbar sind. Der Weg zur Arbeit kostet die überwiegend jungen Menschen rund zehn Prozent ihres Gehalts.
Vor dem Berliner Abgeordnetenhaus übergaben die Freiwilligen eine Petition mit mehr als 1.750 Unterschriften an die Abgeordneten Ellen Haußdörfer (SPD) und Hendrikje Klein (Linke) und Sawsan Chebli, Staatssekretärin für Bürgerschaftliches Engagement.
Hintergrund
Die Forderung eines kostenlosen ÖPNV-Tickets ist seit mehreren Jahren unter dem Hashtag #FreieFahrtfürFreiwillige“ deutschlandweit Thema. Durch wiederholte Proteste in den Vorjahren konnte bereits der Erhalt eines vergünstigten Tarifs im Verkehrsverbund Berlin-Brandenburg erreicht werden. Freiwilligendienstleistende zahlen seit 01. August 2019 statt ca. 52 nur noch ca. 30 Euro. Diese Summe entspricht dennoch etwa zehn Prozent des Taschengeldes von aktuell 325 Euro, das Freiwilligendienstleistende z. B. bei der Berliner AWO monatlich bekommen. Zum Vergleich: Soldat*innen in Uniform fahren ab 2020 deutschlandweit kostenlos.
Für viele Freiwillige ist es trotz Taschengeld unmöglich, unabhängig vom Elternhaus oder weitere finanzieller Unterstützung einen Freiwilligendienst zu absolvieren. Dies macht den Freiwilligendienst unattraktiver und schließt Menschen aus, die nicht den finanziellen Rückhalt in der Familie haben. Daher fordern Träger und Freiwilligendienstleistende die Anhebung des Entgeltes der Berliner und Brandenburger Freiwilligendienstleistenden durch Landesmittel.