KITA-KOLLAPS VERHINDERN! Wohlfahrtsverbände kämpfen mit Eltern für gute Kitas in Brandenburg
Wohlfahrtsverbände kämpfen mit Eltern für gute Kitas in Brandenburg
Brandenburg, 12. Mai 2023 - Die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz, der Paritätische Brandenburg sowie die Gemeinsame Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der AWO Brandenburg unterstützen mit ihren Kindertagesstätten den landesweiten „Kita Kollaps“-Aktionstag am 15. Mai 2023.
Gemeinsam mit Eltern, Trägern, Fachkräften und allen, die sich für gute frühkindliche Bildung in Brandenburg einsetzen, machen die Wohlfahrtsverbände am 15. Mai 2023 deutlich: An vielen Orten Brandenburgs steht das Kita-System vor dem Kollaps. Es fehlen Kitaplätze, Fachkräfte und klare gesetzliche Regelungen zu Finanzierung und Qualität. Landesweit beteiligen sich Kindertageseinrichtungen mit weit über 300 vielfältigen und nachhaltigen Aktionen: Allerorts hängen Plakate und Banner, werden tausende Postkarten an den Ministerpräsidenten geschickt, finden am 15. Mai Demonstrationen, Stern-Spaziergänge, Flashmobs sowie zwei Großveranstaltungen in Potsdam und Cottbus statt.
Andrea U. Asch, Vorständin Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz:
„Unser Einsatz für die Brandenburger Kindertagesstätten ist ein Kampf gegen Windmühlen: Die Politik schiebt die Entscheidung für ein einfaches, faires Kitarecht auf die lange Bank. Kitaleitungen ersticken in Bürokratie. Eltern und Träger verlieren die Nerven in Rechtsstreitigkeiten mit Landkreisen und Gemeinden. Was bleibt ist das tägliche Ringen um eine fachlich angemessene frühkindliche Bildung. Eine Umsetzung der Reform, noch in dieser Legislatur ist möglich und wichtig für die Brandenburger Kinder, Eltern und Träger!“
Andreas Kaczynski, Vorstand Paritätischer Brandenburg:
„Kitas in Brandenburg stehen unter großem Druck: Erzieherinnen und Erzieher leiden unter der insgesamt zu geringen Personalausstattung, die durch den Fachkräftemangel weiter verschärft wird. Und Trägern wird es angesichts der aktuellen Finanzierungsbedingungen und unklaren Rechtslage unendlich schwer gemacht, gute Bedingungen für Kindertagesbetreuung sicherzustellen. Das jetzige Gesetz schafft leider keine Rechtssicherheit, sondern nur Arbeit für Verwaltungsgerichte. Eine grundlegende Reform des ältesten Kindertagesstätten-Gesetzes der Republik ist längst überfällig!“
Angela Schweers, Sprecherin der Gemeinsamen Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der AWO Brandenburg:
„Es ist ein Kollaps mit Ansage. Seit Jahren weisen wir als AWO Bezirksverband Potsdam e.V. darauf hin, dass es endlich das von der Politik versprochene neue Kitagesetz im Land Brandenburg geben muss. Die jetzige Regelung ist ungerecht in Bezug auf die Kita-Beiträge. Bürokratische Hindernisse erschweren die Arbeit der Erzieher*innen. Auch muss unter anderem das Essensgeld abgeschafft und die Qualität der Betreuung endlich gesetzlich festgeschrieben werden. Und das alles muss jetzt geschehen. Es fehlen Kitaplätze, Fachkräfte sind an vielen Orten zu stark belastet, um eine gute Betreuung der Kinder in kleinen Gruppen auch künftig sicherzustellen. Die Folge: Kita schließen früher oder machen tageweise zu, Eltern können nicht zur Arbeit und geraten massiv unter Druck. Wir als Kita-Träger unterstützen den KiTaKollaps-Aktionstag am 15. Mai und die Eltern. Es ist höchste Zeit!“
Robert Witzsche, Vorstandsvorsitzender KiTa-Elternbeirat Potsdam:
"Wir müssen anfangen, Kinder – und alle die an ihrem Aufwachsen beteiligt sind – zur Priorität zu machen. Nur so gelingt es, eine Generation heranwachsen zu lassen, die den Herausforderungen der Zukunft gewachsen sein wird. Das wiederum ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der wir uns alle stellen müssen – und zwar jetzt."
Lisa-Sophie Schubert, Vertreterin Kreiskitaelternbeirat Spree-Neiße:
„Wir wollen uns nicht zwischen qualifizierten Betreuungspersonal in unseren Einrichtungen und angemessenen Öffnungszeiten entscheiden. Kita soll nicht nur ein Aufbewahrungsort sein. Kita muss bei all den Bemühungen um Wirtschaft und Fachkräfte ein wichtiger Faktor. Hier geht es um Investitionen in unsere Zukunft – um unsere Kinder – Kompromisse sind nicht akzeptabel!“
Nicole Ringwelski, Kreiselternvertretung Cottbus:
„Jeder eingesparte Euro im Kitasystem, muss mehrfach in den Folgesystemen (Schule, Ausbildung, Jobcenter) gezahlt werden. Jedoch Investitionen ins Kitasystem nutzen nix, wenn diese trotzdem zu ist; wenn es ihre Erzieher trotzdem krank macht; wenn nicht alle Kinder gleichwertig und kostenfrei daran teilhaben dürfen und wenn Kinder dennoch emotional, kreativ, sprachlich, musikalisch, sportlich nicht gefördert werden (können)!“
Sarah Ostrowski, Kreiselternvertretung Cottbus:
„Tausende Eltern sitzen deutschlandweit mit Kita-Kindern zu Hause, weil KiTas aus Personalmangel Öffnungszeiten einschränken oder erst gar keinen Platz anbieten können.
Auch in Brandenburg gibt es diese Szenarien, aber anders als der Großteil Deutschlands, könnten wir bis 2030 die komplette Kehrtwende im Kita-System schaffen, inklusive wissenschaftlich geforderter Betreuungsschlüssel in allen Altersgruppen. Das ist Wertschätzung für Kinder und Fachkräfte. Das ist gelebte Familienfreundlichkeit. Das ist die Anerkennung frühkindlicher Bildung. Das ist die dringend notwendige Perspektive für unsere Fachkräfte, die jeden Tag alles und mehr dafür geben, dass unser fragiles Kartenhaus nicht zusammenfällt. Und mehr als jedes Prestigeprojekt, als jede Marketingkampagne, würde es Wunder für unsere Attraktivität als Wirtschaftsstandort und Lebensort tun, wo sich junge Familien dann nicht zwischen Kind und Karriere entscheiden müssten. DAS nenne ich eine Investition in die Zukunft.“
Das Bündnis aus Diakonie, Der Paritätische Brandenburg und AWO LAG Brandenburg vertritt die Interessen von 360 Kindertagesstätten und Horten im Land Brandenburg.
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Sebastian Peters
Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
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