Johanniter stärken Kinder im Umgang mit Verlust und Trauer
„Pfützen springen“ ist ein Projekt des ambulanten Hospiz- und Familienbegleitdienstes der Berliner Johanniter zum Umgang mit Abschied, Verlust, Tod und Trauer bei Kindern. Das bislang einmalige Projekt ist aktuell in Berliner Kitas unterwegs und hat seit Oktober 2022 bereits rund 150 Kinder und 160 Erzieherinnen und Erzieher erreicht.
Der Tod ist Teil des Lebens, dennoch gehören er und die Trauer zu den Tabuthemen unserer Gesellschaft. Mit anderen darüber ins Gespräch zu kommen, kostet häufig Überwindung. Gerade wenn es um Kinder geht, versuchen Erwachsene sie vor diesen „schwierigen“ Themen zu schützen.
Oft kommen Kinder jedoch im Laufe ihrer Entwicklung mit Trauer in Kontakt: Sei es ein Umzug, die Trennung der Eltern, der Tod des ersten Haustieres oder das Sterben nahestehender Menschen. Hinzu kommt, dass Kinder Verlust und Tod in den Medien teils unbeobachtet und unbesprochen wahrnehmen können. Das Kita-Projekt „Pfützen springen“ hilft Kindern ab 4 Jahren, natürlich und offen mit ihren Gefühlen umzugehen und ein besseres Verständnis für Verluste, Abschiednehmen, Trauer und Tod zu entwickeln.
Das Projekt soll Unsicherheiten abbauen und das Schweigen zwischen Erwachsenen und Kindern durchbrechen. „Es holt die Kinder dort ab, wo sie stehen – in ihrem natürlichen, unvoreingenommenen Interesse daran, die Zusammenhänge zwischen Leben und Tod zu erforschen. Dieses Interesse wird für Erwachsene am deutlichsten, wenn Kinder beispielsweise tote Tiere im Park ausgiebig untersuchen“, so Dr. Romy Alinsky, Projektleitung von „Pfützen springen“.
Der Projektname "Pfützen springen" ist angelehnt an das Trauerverhalten von Kindern: Wie in Pfützen springen sie in die Trauer hinein und wieder heraus, sind traurig und im nächsten Augenblick wieder fröhlich.
Drei Projekttage in den Kitas
Das Projekt besteht aus mehreren Modulen: Fortbildungen für die Erzieherinnen und Erzieher zum Umgang mit Tod und Trauer bei Kindern, Elternabende sowie drei Projekttage mit den Kindern vor Ort in den Kitas.
Während der Projekttage wird viel gespielt, gebastelt, gesungen, sich bewegt und natürlich miteinander gesprochen. „Die Kinder lernen entlang einer Tiergeschichte vom 'Wildschwein Hermann' durch Bewegungsspiele, Malen und Basteln sowie Gespräche und gemeinsame Aktivitäten die Verschiedenartigkeit des Trauerns und die damit verbundene Normalität kennen“, sagt Dr. Romy Alinsky.
Eltern werden bei den Elternabenden über den Umgang mit dem Thema informiert. Zudem unterstützen die Johanniter die Fachkräfte in den Kitas im Rahmen von Teamtagen, ihre eigene Haltung zum Thema zu reflektieren und zu lernen, mit Kindern über Tod und Sterben ins Gespräch zu kommen. „Das Interesse an unser Projekt ist groß“, so Projektleitung Alinsky. „Die Erzieherinnen und Erzieher, die bisher teilgenommen haben, und die Kinder sind begeistert. Auch von den Eltern haben wir viele positive Rückmeldungen erhalten.“
„Pfützen springen“ ist wissenschaftlich an den Lehrstuhl für Frühkindliche Bildungsforschung der Freien Universität Berlin angebunden und wird regelmäßig evaluiert. „Mit diesem Präventionsprojekt möchten wir mit unseren Familienbegleiterinnen und -begleitern Möglichkeiten aufzeigen, wie Kinder zu einem angstfreien Umgang mit Tod und Trauer finden können“, sagt Ilona Schütz, Leitung Hospiz- und Familienbegleitdienst der Berliner Johanniter. „Durch die Verbindung von Theorie und Praxis wird dieser besonderer Ansatz von allen Beteiligten sehr gut angenommen.“
Wieso stirbt man denn, wenn man alt ist? Ist das Herz dann kaputt? Aber wie kann das Herz kaputtgehen, das ist doch da drinnen? - Ein Kita-Kind während des „Pfützen springen“-Projekttages
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