06.10.2022 | Jahresempfang 2022: Diakonie würdigt Projekte mit Wichern-Plakette
Zum DWBO-Jahresempfang 2022 trafen sich Gesellschaft, Politik und Sozialwirtschaft im Garten des Hauses der Diakonie in Berlin-Steglitz. Im Mittelpunkt standen sechs innovative diakonische Projekte.

Die Wichernplakette: Höchste Auszeichnung des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Zum Jahresempfang 2022 trafen sich 140 Akteure aus Sozialwirtschaft, Politik und Gesellschaft zum angeregten Austausch unter dem Motto "Türen öffnen" im herbstlichen Garten der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz.
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen freute sich zum Veranstaltungsauftakt über den engen Austausch mit Mitgliedseinrichtungen und den verlässlichen Dialog mit der Politik. Diese vertrauensvolle Kommunikation sei unabdingbar, denn "Solidarität, der gesellschaftliche Zusammenhalt muss immer neu durchbuchstabiert werden. Wir sind gehalten, die gerechte Verteilung zu gestalten und gemeinsam zu beförden." Ehrenamt und Freiwilligendienste spielten eine ganz zentrale Rolle und bedürfen aus Sicht der promovierten Theologin einer verstärkten Aufmerksamkeit. Katja Kipping, Senatorin für Integration, Arbeit und Soziales des Landes Berlin dankte in ihrem Grußwort ausdrücklich den diakonischen Mitgliedseinrichtungen für ihren ausdauernden Einsatz für die Mitmenschen. Die Linken-Politikerin beschrieb die Herausforderung, unterschieldiche Rationalitäten und Organisationskulturen von Diakonie, Kirche und Verwaltung zusammenzubringen. Wichtig sei es, dass sich alle Beteiligten offen für Kritik zeigten und so stetig voneinander lernen könnten. Eine besonders freudige Überraschung war der spontane Besuch der für unser Verständnis von Geschichte und Gegenwart so wichtigen Zeitzeugin Dr. h.c. Margot Friedländer.
Im Rahmen des Empfangs verliehen Pfarrerin Ulrike Menzel, Vorsitzende des Diakonischen Rates und Diakonie-Vorständin Andrea U. Asch die Wichern-Plakette an sechs soziale Projekte. Für die diesjährige Verleihung - die erste in ihrer Amtszeit als Direktorin - war es Dr. Ursula Schoen wichtig, das Profil der höchsten Auszeichnung des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz zu schärfen:
„Johann Hinrich Wichern war ein Pionier der sozial-diakonischen Arbeit im 19. Jahrhundert. Mit der Verleihung der Wichern-Plakette möchten wir die Scheinwerfer auf besonders innovative Projekte in unserer Diakonie richten und so den Pioniergeist stärken und fördern. Mit der diesjährigen Auswahl machen wir deutlich, dass sich diese zukunftsweisende Kraft für die Gesellschaft in ganz vielfältiger Weise entwickeln kann.“
Die Wichernplaketten-Träger 2022
Grenzüberschreitende Zusammenarbeit im Gesundheitswesen
(Naemi-Wilke-Stift und Verein für Deutsch-Polnische Zusammenarbeit im Gesundheitswesen e.V.)
Gemeinsames Ziel ist die Verbesserung des Zugangs zur grenzüberschreitenden Gesundheitsversorgung und die optimale medizinische Versorgung der Bevölkerung in der Grenzregion. Strukturen und Ressourcen beiderseits der Grenze sollen vernetzt und gemeinsame Projekte entwickelt werden. Das Projekt soll den den Standort in Guben stärken, das polnische Gubin einbeziehen und so heimatnahe Versorgung für die Patienten in Region auf beiden Seiten der Neiße sicherstellen.
„Aktion Lunchpakete“ in der Tee- und Wärmestube Neukölln
Obdachlose und Wohnungslose, die nicht zu Hause bleiben können, weil sie kein Zuhause haben, trifft die Coronakrise besonders hart. Zudem fehlt es ihnen an Einkommen, weil sie nicht mehr Pfandflaschen sammeln oder Straßenzeitungen verkaufen können. Hinzu kommt, dass Anlaufstellen und Hilfe-Einrichtungen wie Tafeln, Sanitärstationen und Wärmestuben teilweise geschlossen sind oder nur noch eingeschränkt öffnen können. Seit 17. März 2020 werden daher in der Tee- und Wärmestube Neukölln kontinuierlich Lunchpakete ausgegeben.
Das Projekt Mitmachen! der Johanniter, Landesverband Berlin
Jugendliche mit und ohne Fluchterfahrung, die ihren Alltag unter schweren Bedingungen meistern stehen im Mittelpunkt von Mitmachen!, einem Projekt der Berliner Johanniter. Durch gemeinsame Rap-Workshops sollen sie stark gemacht werden – für ein selbstbestimmtes Leben und Teilhabe in einer oftmals fremden Gesellschaft. Das Projekt richtet sich an Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 12 bis 27 Jahren. Sie bekommen Impulse zu Toleranz, Engagement und Demokratie sowie unterstützende Begleitung gegen Rassismus und Diskriminierung. In Workshops texten die Jugendlichen gemeinsam Rap-Songs und produzieren Musikclips, die auf Social Media veröffentlicht werden. Daneben beschäftigen sie sich mit gesellschaftlichen Vorbildern und Teambuilding. Unterstützt werden sie nicht nur von dem Johanniter-Team, sondern auch von professionellen Rappern.
Good Grief Café der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal
Der Lazarus Hospizdienst in Berlin-Mitte bietet englischsprachigen trauernden Menschen in Berlin Unterstützung in Form der Good Grief Group an. In den Sitzungen mit Haupt- und Ehrenamtlichen können Menschen, die um Angehörige trauern gemeinsam reflektieren, zuhören und Gehör finden. Die Gruppe heißt alle willkommen, die Englisch sprechen, unabhängig vom Herkunftsland oder ob das Englische die Muttersprache ist.
Das Pilotprojekt „Digitale Verwaltung von Bargeldprozessen“ der Wichern-Diakonie Frankfurt (Oder)
Das Pilotprojekt ermöglicht Trägern der Wohlfahrtspflege durch eine digitale Bezahlplattform Gelder für Klienten und Wohngruppen schnell, sicher und unkompliziert bargeldlos auszuzahlen. Die Auszahlungs- und Buchhaltungsprozesse von 12 besonderen Wohnformen können durch die Digitalisierung über die Plattform deutlich optimiert werden. Die Karten sind den Betreuern oder Klienten direkt zugewiesen und können zum Bezug von Waren im lokalen Einzelhandel oder online eingesetzt werden.
Durch die leicht zu bedienende Smartphone-App können die Belege schnell und einfach digitalisiert und die Ausgaben als Anhang nahtlos in bereits vorhandene Buchhaltungstools übertragen und automatisch den entsprechenden Kostenstellen zugeordnet werden.
Projekt DiaLog-IN der Johannesstift Behindertenhilfe
Sprache, Beratung, Coaching und Begleitung für Menschen mit Beeinträchtigungen und Migrations-Hintergrund.
Sie möchten die deutsche Sprache lernen? Aber Sprachkurse sind zu schwer für Sie? Bei DiaLOG-IN lernen Sie die deutsche Sprache in Ihrem persönlichen Tempo. Sie lernen in einer kleinen Gruppe. Sie lernen die deutsche Sprache im Kurs aber auch beim Töpfern, Malen oder Kochen.
Sie erhalten durch DiaLOG-IN Beratung in jeder Lebenssituation. Sie erhalten Hilfe zur Selbsthilfe. Sie erfahren zum Beispiel: Wie bekommt man einen Behindertenausweis? Welche Rechte haben Menschen mit Beeinträchtigung in Deutschland? Wie findet man einen Facharzt? Welche Freizeitangebote gibt es in Berlin? Welche Hilfsangebote gibt es in Berlin? Die Beratung erhalten Sie in den Kursgruppen. DiaLOG-IN Coaching und Begleitung: Sie erhalten durch DiaLOG-IN Coaching und Begleitung für Ihre Arbeits-Situation oder Beschäftigungs-Situation. DiaLOG-IN findet die passenden Angebote für Sie. Zum Beispiel: Praktikums-Stellen und Ehrenamts-Stellen, regelmäßige Beschäftigung, Werkstattplatz, Arbeitsplatz.
Musikvideo des Preisträger-Projekts "Mitmachen!"