Internationaler Weltflüchtlingstag am 20. Juni
Das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg fordert sichere Bleibeperspektive für Menschen aus Afghanistan
„Der Weltflüchtlingstag soll uns daran erinnern, wie wichtig es ist, dass geflüchtete Menschen geschützt werden und ihnen die nötige Hilfe zukommt. Sie durch eine Abschiebung nach Afghanistan in Elend und Todesgefahr zu schicken, entspricht nicht der Europäischen Menschenrechtskonvention und ist eine erschütternde Vorgehensweise für ein Land wie Deutschland,“ stellt Direktorin Barbara Eschen vom Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO), klar.
Laut Einer Studie von Diakonie und Brot für die Welt droht abgeschobenen Afghanen[1] und deren dort lebenden Familien Lebensgefahr. Der Global Peace Index stufte Afghanistan 2020 als das gefährlichste Land weltweit ein und die prekäre Sicherheitslage hat sich durch den am 1. Mai begonnenen Abzug der NATO-Truppen weiter verschärft.
Die Flüchtlingsberatung des Kirchenkreises Oberes Havelland in Brandenburg berichtet immer wieder von Menschen aus Afghanistan, die beispielsweise in der Pflege arbeiten und denen mit Kettenduldungen langfristige Integrationsperspektiven verwehrt werden.
Erst vor wenigen Tagen wandte sich ein mit einem Mann aus Afghanistan befreundetes Ehepaar an die Beratungsstelle. Der junge Afghane arbeitet seit drei Jahren im Bereich der Krankenpflege. Er hat in Afghanistan als Krankenpfleger gearbeitet, ist gerade im Anerkennungsverfahren und lernt für seine Deutschprüfung. „Sowohl die Kirchengemeinde vor Ort, als auch der Arbeitgeber schildern, wie gut integriert der Mann ist und wie unersetzlich er in der in der ambulanten Pflege ist. Es ist doch absurd, dass er nun nach jahrelangem Warten einen negativen Asylbescheid erhält. Jetzt steht er vor der Abschiebung, obwohl er gebraucht wird!“ schildert die Kollegin der Flüchtlingsberatungsstelle den Fall.
Seit er erfahren hat, dass in Brandenburg, entgegen der Zusage des Innenministers, auch Nicht-Straftäter nach Afghanistan geschickt wurden, lebt er in ständiger Angst vor dem nächsten Abschiebecharter. Die Erteilung einer Aufenthaltserlaubnis würde die lokale Pflegeeinrichtung entlasten und allen wäre geholfen.
Oftmals sind Menschen aus Afghanistan jahrelang im Asylverfahren oder müssen nur mit einer Duldung hier leben. Sie leben in ständiger Angst vor Abschiebung. Dazu kommen die deutlich schlechteren Perspektiven auf dem Arbeits- und Wohnungsmarkt aufgrund ihres unsicheren Status. „Wir gehen sehenden Auges auf eine Desintegration der gesamten Gruppe der Afghanen zu – das kann nicht im Sinn der deutschen Integrationspolitik sein!“, warnt die die Vorständin des DWBO, Andrea Asch.
„Unsere diakonischen Einrichtungen unterstützen geflüchtete Menschen unter anderem auch aus Afghanistan mit Angeboten der Unterbringung und Beratung. Doch ohne rechtlich zugesicherte Bleibeperspektive sind diese Integrationsangebote erfolglos!“ ergänzt Petra Schwaiger, Referentin für Migration im DWBO.
Wir schließen uns den Forderungen der Diakonie Deutschland an und fordern einen sofortigen und ausnahmslosen Abschiebestopp!
„Flüchtlinge aus Afghanistan brauchen von Anfang an eine sichere Bleibeperspektive in Berlin und Brandenburg“, appelliert der DWBO Vorstand an die Politik.
Mehr Informationen und die o.g. Studie finden Sie bei Diakonie Deutschland:
[1] Deutschland sieht im Moment von Abschiebungen von Frauen aus Afghanistan ab.
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Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
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