Wer glücklich sein will, braucht Mut
Der "MuT" der Stiftung feierte am 2. August sein 30-jähriges Bestehen in Lobetal. Das Team unterstützt Menschen mit Beeinträchtigungen, um ein selbstbestimmtes Leben zu führen. Das Jubiläum stand für Vielfalt, Inklusion und individuelle Teilhabe.
30. Jubiläum Mobiler unterstützender Teilhabedienst (MuT) am 2. August in Lobetal

„1995 – das war die Zeit des Aufbruchs in eine neue Zeit und die ambulante Betreuung der Bewohner. Und es war damals diese Zeit der Zusammenführung. Bis dahin waren ja Frauen und Männer in getrennten Einrichtungen untergebracht gewesen“, erinnert sich Anette Niggemann der Anfänge der ehemals ambulanten Lebens- und Wohnbegleitung der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal. „Das Ehepaar Jürgen und Brigitte Elsholz waren die ersten, die ausziehen wollten aus dem Heim. Die hatten sich ganz selbständig um eine eigene Wohnung in Bernau bemüht. Auch Christa und Peter Maiwald. Sie war damals noch in Erkner untergebracht, und er wohnte in Lobetal. Die beiden hatten sich bei Begegnungen kennengelernt und dann geheiratet und wollten ebenfalls keine Betreuung mehr im Heim. Auch Angela und Roland Schütze waren bei den ersten dabei.“
Am Samstag, 2. August 2025, feierte der Mobile unterstützende Teilhabedienst (MuT), die ehemals Ambulante Lebens- und Wohnbegleitung (ALuW) – der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal sein 30-jähriges Bestehen mit einem Fest auf dem Dorfplatz in Lobetal. Genau dort, wo MuT vor drei Jahrzehnten seinen Anfang genommen hatte. Anette Niggemann und Jeanette Hübner waren die ersten Mitarbeiterinnen, welche mit einer kleinen Gruppe engagierter Fachkräfte und vielen Teilzeitkräften begann, Heimbewohner in ein aktives selbständiges und unabhängiges Leben zu begleiteten.

Beide stehen auf dem Dorfplatz mitten an diesem schönen Sommertag, die offiziellen Reden und Dankesworte waren gesprochen. Die Andacht hatte auf das Jubiläum eingestimmt. Sie gehörten zu den Mitarbeiterinnen der ersten Stunde und erinnern sich der Anfänge dessen, was heute zu einem breiten überregionalen Angebot herangewachsen ist. Aus der ambulanten Lebens- und Wohnbegleitung wurde 2022 der Mobile unterstützende Teilhabedienst (Mut), der derzeit rund 650 Menschen mit psychischen Erkrankungen und geistigen Behinderungen ambulant in den Bundesländern Berlin und Brandenburg betreut. Im Mittelpunkt stehen dabei seit jeher Selbstbestimmung, Teilhabe und individuelle Entwicklung.
„Die ersten Bewohnerinnen und Bewohner waren ja, um es mal einfach zu sagen, recht fit unterwegs, brauchten aber dennoch Hilfe, Beratung und Unterstützung in verschiedenen Dingen des Alltags“, so Frau Niggemann. „Für uns Mitarbeiter hieß das anfangs: Macht mal! Und wir machten. Ganz unbürokratisch kam so der Stein ins Rollen. Wir gingen mit ihnen einkaufen, halfen, wo sie noch Unterstützung brauchten, wie bei Behörden oder Anträgen, die gestellt werden sollten und entwickelten so eine gute Beziehung zu ihnen. Es war so schön, mit ihnen gemeinsam neues zu probieren. Was doch alles möglich ist, um sie selbständig werden zu lassen. Wir freuten uns mit jedem neuen Moment, wo wir merkten: sie schaffen das! Das Ziel für die ambulante Hilfe war damals, diese Menschen so weit anzuleiten, dass sie völlig selbständig leben können. Es war eine Chance für sie. Später merkten wir, ganz allein geht es doch nicht, sie brauchten einen Ansprechpartner.“

Der Dorfplatz wurde an diesem Samstag zum Festplatz. Bunt geschmückte Pavillons, Kuchen, Kartoffelsuppe, leckere Wraps, Bratwurst, Softeis und Getränke sorgten für das leibliche Wohl der Bewohner, Mitarbeiter und Gäste. „Wir feiern, dass wir seit 30 Jahren Menschen dabei begleiten dürfen, wie sie sich unabhängiger machen, eigene Wege gehen und ihr Leben selbst gestalten. Das ist für uns jedes Mal aufs Neue ein Geschenk“, betont der verantwortliche Verbundleiter Sebastian Richter anlässlich des Jubiläums.
Geschäftsführerin Jeannette Pella überbrachte das Grußwort der Stiftung: „30 Jahre MuT – das ist eine echte Erfolgsgeschichte, mit der jeder Kollege und jede Kollegin untrennbar verbunden ist, mit ihrem Einsatz und ihrer Menschlichkeit. Sie begleiten Menschen in ihren eigenen vier Wänden, damit diese ihre Lebensqualität neu finden oder erhalten können. Niemals hätte man am Anfang gedacht, dass es einmal 650 Menschen sein werden, die heute ambulant von 120 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an 13 Standorten durch MuT betreut werden. Was für ein starkes Netzwerk!“

Geschäftsbereichsleiter der Teilhabe Joachim Rebele betonte: „In der ambulanten Arbeit kommt es darauf an, eine Beziehung zu den Menschen aufzubauen, die wir begleiten. Manchmal Grenzen zu überschreiten, mitunter aber auch Grenzen zu setzen. Dafür meinen großen Respekt und meine Wertschätzung. Dieses Engagement verdient es, gesehen zu werden.“ In doppelter Weise bringt er abschließend Glück und Mut(T) zusammen: „Wer glücklich sein will, braucht Mut(T).“
Verbundleiter Sebastian Richter sagte anlässlich des Jubiläums: „Es ist ein großes starkes Netzwerk in diesen 30 Jahren entstanden.“ Er kündigt an, dass weitere ambulante Dienste noch dazu kommen werden und rechnet vor dass, monatlich in allen Bereichen etwa 8.500 Fachleistungsstunden von den Mitarbeitenden geleistet werden. Er dankt allen, die der dienst begleiten darf und die diese Begleitung möglich machen.

Das Jubiläumsfest wurde zu einem Fest der Vielfalt, der Begegnung und der Inklusion. Musikalisch war es gestaltet von einer inklusiven Band und einem inklusiven Chor aus Predikow. Mit bunten Aktionen, Mitmach-Angeboten und kulinarischen Ständen war es ein gelungenes Jubiläumsfest.
Renate Meliß
Infokasten: Mobiler unterstützender Teilhabedienst (MuT)
Die Mobile Unterstützende Teilhabe (MuT) der Hoffnungstaler Stiftung Lobetal richtet sich an Menschen mit Teilhabebedarf, die ein möglichst selbstbestimmtes Leben führen möchten. MuT bietet individuelle Assistenzleistungen, die sich flexibel am persönlichen Bedarf orientieren.
Ein zentrales Ziel ist es, Menschen so zu unterstützen, dass sie in ihrer eigenen Wohnung oder einer selbstgewählten Wohnform leben und am gesellschaftlichen Leben teilhaben können.
Die Unterstützung durch MuT ist vielfältig: Sie reicht von Hilfe im Alltag und bei der Haushaltsführung über Begleitung zu Terminen bis hin zur Unterstützung bei der Freizeitgestaltung. Die Mitarbeitenden von MuT arbeiten eng mit den leistungsberechtigten Menschen zusammen, um gemeinsam an individuellen Zielen zu arbeiten.
Ein besonderes Merkmal von MuT ist die mobile Ausrichtung: Die Assistenz findet dort statt, wo sie gebraucht wird, unabhängig davon, ob jemand in einer eigenen Wohnung, einer Wohngemeinschaft oder bei der Familie lebt. So wird Teilhabe am gesellschaftlichen Leben ermöglicht.