Haltung zeigen
10 Jahre „Demokratie gewinnt! In Brandenburg!“
Seit 2013 engagiert sich die Diakonie aktiv für die politische Bildung in Brandenburg: Diakonische Einrichtungen und Kirchengemeinden finden mit dem Projekt „Demokratie gewinnt! In Brandenburg!“ Orientierung im Umgang mit Diskriminierung und extremen Rechten. Ihr Netzwerk aus über 70 "Demokratieberater:innen" strahlt in ein Umfeld aus, in dem Demokratie immer weniger selbstverständlich wird. Im Jubiläumsjahr mit einem neuen Angebot für Menschen mit Behinderung.
„Ich gehe jetzt Benzin kaufen und zünde die an.“ Dieser Satz hat sich in das Gedächtnis von Ralf Zimmermann eingebrannt. Als ausgebildeter Demokratieberater der ersten Stunde hat er einen besonderen Blick für Diskriminierungen wie Alltagsrassismus, Homophobie oder Ableismus. 2013 wird er zum Politikvermittler für Menschen mit Behinderung in einer Gruppe der Stephanus-Werkstätten:
„Viele Menschen mit Behinderungen leben am Rand unserer Gesellschaft. Einige nehmen jeden Sozialkontakt an, unabhängig von der Weltanschauung. In dem Fall haben wir über die Situationen von Geflüchteten gesprochen, dass Menschen immer migriert sind. Das hat meine Gruppe verstanden.“
Dieses Grundverständnis erlebt auch Pfarrerin Christiane Mantschew, angehende Demokratieberaterin im Kirchenkreis Schlesische Oberlausitz:
„Unsere Region ist stark von den Flüchtlingsbewegungen nach dem Zweiten Weltkrieg geprägt. Meine Gemeindemitglieder stehen daher Geflüchteten sehr offen gegenüber. Bei der jüngeren Generation erlebe ich dagegen häufiger einen unbedachten Umgang mit grober ausgrenzender Sprache, geprägt durch die pointierten Aussagen in den sozialen Medien. Da erhoffe ich mir durch das Argumentationstraining der Diakonie eine Unterstützung. Denn Populismus und Rechtsextremismus beginnt in den Alltagsgesprächen.“
Der regelmäßige Erfahrungsaustausch im Demokratieberater:innen-Netzwerk gibt ihr dabei Rückhalt.
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen:
„Als bedeutende Akteure in der Gesellschaft stehen Diakonie und Kirche für ein offenes demokratisches Miteinander. Die neuesten Erhebungen der EKD zeigen, dass gläubige Christinnen und Christen weniger zu Rassismus und Ausgrenzung neigen. Und doch stehen auch unsere Einrichtungen als Spiegelbild der Gesellschaft durch das immer selbstbewusstere Auftreten von Rechtspopulist:innen und Antidemokrat:innen zunehmend unter Druck. Es ist große Achtsamkeit im Umgang mit Demokratiefeindlichkeit, Diskriminierung und der extremen Rechten geboten.“
Zimmermann lebt diesen Gedanken als Vorsitzender der Mitarbeitervertretung der Stephanusstiftung und Mitarbeitervertreter aller 1.600 Einrichtungen der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz:
„Ich sehe es als Aufgabe der Mitarbeitervertretung, sich rechtzeitig zu positionieren. Vor einigen Jahren sollte bei uns in der Uckermarck ein offener Rechtsradikaler eingestellt werden, wir konnten die Geschäftsführung darauf aufmerksam machen und damit Schaden von Unternehmen und Mitarbeiterschaft abwenden.“
„Demokratie gewinnt! In Brandenburg.“ ist Teil des Bundesprogramms „Zusammenhalt durch Teilhabe“ der Bundeszentrale für politische Bildung (BdP). Dr. Alexander Mewes, wissenschaftlicher Projektbegleiter bei der BdP:
„Die Herausforderung für die politische Bildung in ländlichen und insbesondere strukturschwächeren Räumen besteht darin, neue Wege des Fußfassens und der Implementation von Bildungsangeboten, aber auch von Beteiligungsformaten, zu entwickeln und zu erproben; an sozialen Orten, an denen sich Menschen als zu(sammen)gehörig empfinden. Das Projekt ‚Demokratie gewinnt! In Brandenburg!‘ leistet dazu einen besonderen Beitrag.“
Und das auch im digitalen Raum: Besonders erfolgreich waren schon 2020 die offenen Digitalworkshops "Corona und Verschwörungsideologien" und "Infizierte Freiheit. Grundrechte, Kritik und Solidarität in Zeiten von Corona" mit Referent:innen aus Wissenschaft, Politik und Religion.
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen:
„Das hat uns gezeigt: Wir brauchen gute Plattformen, Unterstützung für Diskussion, Meinungsstreit, Mehrheitsbildung. Dieses Angebot möchte „Demokratie gewinnt!“ für alle öffnen und im Jubiläumsjahr 2023 nun verstärkt auch Menschen mit geistigen und psychischen Behinderungen ermöglichen.“
Nach einzelnen Workshops zur politischen Bildung in Leichter Sprache wie zum Beispiel „Wie geht wählen?“ im Vorfeld der letzten Bundestagswahl bildet die Diakonie ab April in Zusammenarbeit mit den Gronenfelder Werkstätten der Wichern Diakonie in Frankfurt / Oder „Demokratiebotschafter:innen“ aus. Das Ziel des inklusiven Referententeams: Befähigung der Botschafter:innen zu einer differenzierten Meinungsbildung und diese vertreten zu können, Fake News und Verschwörungserzählungen erkennen,
Haltung zeigen für eine starke, inklusive Demokratie.
Das Jubiläumsjahr wird mit einem Podiumsgespräch am 22. März 2023 im Haus der Diakonie in Berlin (Gesellschaftlicher Zusammenhalt und multiple Krise – Herausforderungen für Diakonie und Kirche im ländlichen Raum“) eingeläutet.
Alle Informationen finden Sie auf der Projektwebsite.
Ihr Ansprechpartner
Sebastian Peters
Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
030 820 97 110
0173 60 333 22