Frühwarnsystem Familienzentrum
Berlin muss Kinderarmut jetzt effektiv entgegentreten

Die steigende Zahl armutsbetroffener Kinder ist nach einer aktuellen Studie auch in Berlin mit hohen gesellschaftlichen Folgekosten verknüpft. Laut Diakonie Berlin müssen die „Frühwarnsysteme“ für Kinderarmut stärker gefördert werden als im aktuellen Haushalt geplant – gerade die Familienzentren sind berlinweit stark unterbesetzt.
„`Wo bekomme ich den Ferienpass?´, `Mein Partner zahlt den Unterhalt nicht.´, `Wie soll ich die Schulsachen für meine beiden Kinder bezahlen?´ In unseren Familienzentren treten täglich existenzielle Finanzprobleme zutage. So werden der Kindermalkurs oder das kostenlose Familienfrühstück zum Seismografen für eine erodierende Stadtgesellschaft. Diese prekär finanzierten Einrichtungen helfen und vermitteln an der ersten Front im Kampf gegen Kinderarmut.“ Almut Röhrborn, Diakonie-Referentin für Beratung und Förderung von Familien sieht seit Jahren einen dringenden Handlungsbedarf: „Es kann nicht sein, dass eine Leitungsperson in Teilzeit dutzende Honorarkräfte und Ehrenamtliche mit bis zu 50 verschiedenen Angeboten koordinieren muss. Die Einrichtungen ersticken in Bürokratie, die akut steigende Nachfrage kann nicht bedient werden. Hier bräuchte es kurzfristig zwei Vollzeitstellen pro Einrichtung.“
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen nimmt dabei die politischen Bemühungen im aktuellen Haushaltsentwurf durchaus wahr:
„Der Senat setzt auf den Ausbau der Erziehungs- und Familienberatungsstellen, sodass der Bundesstandard zu fast 100 % erfüllt werden kann. Familien und Alleinerziehende finden in diesen Beratungsangeboten Unterstützung für komplexe Probleme wie schwere psychische Erkrankungen von Eltern und Kindern oder schwierige Trennungslagen. Aber gegen die rasant steigende, flächendeckende Kinderarmut und für ein zukunftsfestes Berlin braucht es viel mehr niedrigschwellige Angebote im Vorfeld - ein starkes Netz von sicher aufgestellten Familienzentren und Jugendsozialarbeit.“
Eine aktuelle Untersuchung im Auftrag der Diakonie Deutschland zeigt: Langfristig bedeutet das Aufwachsen in Armut schlechtere berufliche Perspektiven auf dem Arbeitsmarkt und schwerwiegende gesundheitliche Probleme für die Kinder – und damit höhere Kosten für den Sozialstaat. Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen:
„Jeder Mensch hat Unterstützung durch die Solidargemeinschaft verdient. Kinder müssen dabei ganz besonders im Fokus stehen. Im Rahmen der Debatte um die Kindergrundsicherung bestätigen wir: Verlässliche, leicht zu erreichende Anlauf- und Hilfestellen für armutsbetroffene und -gefährdete Kinder und ihre Familien sind die Grundlage einer funktionierenden Gesellschaft. Berlin kann mit dem aktuellen Haushalt den politischen Willen zeigen: Wir wollen Kinderarmut nachhaltig beenden. Wer heute bei den Kindern spart, zahlt morgen drauf!“
Für Interview- und Reportageanfragen stehen Ihnen neben den im Text genannten Vertreterinnen der Diakonie auch Mitarbeiter:innen des Familienzentrums TAM des Diakonischen Werkes Stadtmitte zur Verfügung (Pressesprecherin Christiane Bertelsmann | 030 / 258 185 111 | C.Bertelsmann@kkbs.de).
Zum Diakonie-Gutachten zur Kindergrundsicherung vom 16.8.2023
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Sebastian Peters
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