Freiwilligendienste in Gefahr – ein weiterer Appell an die Politik
Junge Menschen haben "100.000 Argumente für den Freiwilligendienst" an das Bundesministerium für Familie, Soziales, Frauen und Jugend übergeben.
Freiwillige aus dem ganzen Bundesgebiet haben heute die gesammelten "100.000 Argumente für den Freiwilligendienst – meine FWD-Geschichte" an das Bundesministerium für Familie, Soziales, Frauen und Jugend überreicht (siehe auch www.fwd-staerken.de/eure-stories). Diese Aktion betonte die wichtige Rolle der Freiwilligendienste in unserer Gesellschaft. Und hat noch einmal den beispiellosen Einsatz der jungen Menschen für ihren Freiwilligendienst vor dem Hintergrund erheblicher Kürzungspläne für 2025 in Höhe von 40 Millionen Euro verdeutlicht. Von diesen Kürzungen wäre fast jede fünfte Freiwilligendienststelle betroffen.
Mit dem Bundesministerium für Finanzen ist ein entscheidendes Ressort der Anfrage der Freiwilligen nach einem Austausch im Rahmen der Übergabeaktion nicht nachgekommen.
Swantje Navasery, Teamleiterin Freiwilligendienste bei der Diakonie und Sprecherin des Landesarbeitskreises Freiwilligendienste Berlin dazu: „Die Freiwilligen haben 2023 eine Petition für eine Stärkung der Freiwilligendienste mit über 100.000 Unterschriften beim Bundestag eingereicht. Es kann nicht sein, dass dieses Signal, dass das monatelange Engagement der Freiwilligen für diesen Dienst verhallt. Unsere Jugend sagt laut und deutlich: ‚Diese Arbeit, diese persönliche Entwicklungsmöglichkeit im Freiwilligendienst ist uns total wichtig.‘ Und was sie dafür bekommen, sind weitere Kürzungen. Ich kann absolut verstehen, dass sie sich vor den Kopf gestoßen fühlen.“
Fabian Wolf, Geschäftsführer Demokratie&Dialog e.V. und Sprecher des Landesarbeitskreises Freiwilligendienste Berlin: „Für viele junge Menschen ist der Freiwilligendienst ein Lebensabschnitt, der ihr Leben verändert. Viele der eingereichten Geschichten machen das deutlich. Denn die Freiwilligendienste bieten Raum, um sich auszuprobieren, sich selbst noch einmal neu kennenzulernen. Die Ergebnisse der Landtagswahlen zeigen, dass viele junge Menschen frustriert sind - es gilt, das Vertrauen in Demokratie und Institutionen zu stärken, nicht zu schwächen. Gerade deswegen braucht es jetzt mehr Räume für junge Menschen. Die Freiwilligendienste im speziellen, die Jugendarbeit aber auch in Gänze müssen deshalb gestärkt werden, statt die Finanzmittel zu kürzen“
Die Aktion begann mit einer kraftvollen Kundgebung von Freiwilligen, die ihre individuellen Geschichten präsentierten, um die unersetzbare Bedeutung der Freiwilligendienste hervorzuheben. Höhepunkt war die symbolische Übergabe der gesammelten Argumente und ein Austausch von fünf Freiwilligendienstleistenden mit Staatssekretärin Anja Stahmann im BMFSFJ.
Auf die Übergabe folgten Kundgebungen vor dem Bundesfinanzministerium und dem Brandenburger Tor, wo Stimmen aus der Politik und von jungen Erwachsenen nochmals eindrucksvoll auf die Notwendigkeit einer besseren Unterstützung der Freiwilligendienste hinwiesen.
Freiwilligendienste stärken Zusammenhalt und Demokratie. Es gilt, sie als wertvolle gesellschaftliche Ressource nachhaltig zu sichern und zu würdigen. Kürzungen sind das völlig falsche Signal an unsere Jugend.
Die Aktion wurde initiiert von der Kampagne Freiwilligendienststärken, dem Landesarbeitskreis Freiwilligendienste und vom Bundesarbeitskreis FSJ.
Pressekontakte (Sprecher:innen, stv. für alle Mitgliedseinrichtungen des LAK FWD Berlin):
Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Swantje Navasery, Leitung Freiwilligendienste
Tel: 0162 79 33 146 | 030 820 97 414
E-Mail: navasery.s@dwbo.de, www.diakonie-portal.de
Demokratie und Dialog e.V.
Fabian Wolf, Geschäftsführer
Tel: 030 3087 8451-4
E-Mail: fabian.wolf@demokratie-dialog.de
www.demokratie-dialog.de
Weitere Informationen
www.fwd-staerken.de/eure-stories
Gerne vermitteln wir auch Kontakte zu ehemaligen Freiwilligendienstleistenden. Bitte melden Sie sich dazu bei Sebastian Hennig, pädagogischer Referent der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz unter 0172 311 2361.
Hintergrund
Seit Vorlage des Haushaltsentwurfs haben Verbände, Träger und Freiwillige auf die drastischen Folgen der Kürzungen aufmerksam gemacht. Von den Kürzungen ist ungefähr jede fünfte Freiwilligendienststelle betroffen.
Die Abhängigkeit der Freiwilligendienstträger von den jährlich bereitgestellten Haushaltsmitteln ist sehr kritisch, da diese analog zu Schuljahren und nicht zu Kalenderjahren geplant werden. Die gravierende Planungsunsicherheit führt zu faktischen Kürzungen und einem Abbau von Strukturen. Die zivilgesellschaftlichen Verbände fordern daher ein gesetzlich verbrieftes Recht auf Engagement.
In 2023 hat sich die Kampagne „Freiwilligendienst stärken“, ein Zusammenschluss von Freiwilligen aus ganz Deutschland gegründet, um mit einer Petition an den Deutschen Bundestag eine dringend benötigte Verbesserung der Rahmenbedingungen für Freiwillige zu erreichen. Innerhalb von vier Wochen konnten über 100.000 Unterschriften gesammelt werden. Die Beteiligungsaktion, aus der die Freiwilligendienstgeschichten mit über 100.000 Argumente entstanden sind, knüpft daran an.
Da mit den Kürzungsplänen jegliche Verbesserung verunmöglicht wird, lehnt die Kampagne die Kürzungen entschieden ab und fordert die Bundespolitik zu einem Umlenken auf. Die finalen Entscheidungen zu den Kürzungsplänen werden durch den Bundestag Mitte November getroffen. Bis dahin will die Kampagne „Freiwilligendienst stärken“ gegen die Kürzungspläne vorgehen.
Seit über 60 Jahren sind die Freiwilligendienste (FSJ, BFD, FÖJ und Internationale Dienste) für junge und lebensältere Menschen ein besonderes Lern- und Orientierungsjahr. Damit sind sie nicht nur ein Gewinn für die Freiwilligen und ihre lebenslange Bildungsbiographie, sondern auch für die vielfältigen Einsatzbereiche und tragen damit gesamtgesellschaftlich zur Stärkung des solidarischen und demokratischen Zusammenhalts bei.
Allerdings stehen die Freiwilligendienste heute wiederholt unter Kürzungsdruck. Im letzten Jahr konnten die Freiwilligen, Träger, Einsatzstellen und Verbände gemeinsam mit großer Unterstützung aus dem Bundestag viel für die Freiwilligendienste erreichen. Die Petition #freiwilligendienstestärken mit über 100.000 Unterschriften und die Rücknahme der geplanten Kürzungen in Höhe von 78 Mio. Euro waren ein großer Erfolg.
Aus diesem großen Engagement ist die Nachfolgeaktion “100.000 Argumente für die Freiwilligendienste – meine FWD Geschichte” entstanden. In diesem Rahmen werden die ganz persönlichen Geschichten, die sich in den Freiwilligendiensten verbergen, erzählt und damit ihre Wirkung und wertvolle Bedeutung sichtbar gemacht. In den letzten Monaten sind über 300 Geschichten zusammengekommen. Diese sollen nun öffentlichkeitswirksam von Freiwilligendienstleistenden an das BMFSFJ und BMF übergeben werden.
Pressekontakt Diakonie
Sebastian Peters
Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
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