Berlin und Brandenburg müssen jetzt ihre Potenziale gegen Vereinsamung nutzen
30.09.2025
Zum Tag der älteren Menschen am 01. Oktober fordert die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz bessere Teilhabechancen für ältere Menschen: Die Länder müssen Ihre Verantwortung für die Quartiersarbeit, die digitalen Teilhabe und für eine barrierefreie Infrastruktur ernst nehmen - und zehntausenden Ehrenamtlichen gute Rahmenbedingungen für ihren wertvollen Dienst gegen die Vereinsamung schaffen.
„Einsamkeit kennt weder Stadt- noch Landesgrenzen und ist eine der größten Herausforderungen für unsere alternde Gesellschaft“, sagt Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen. „Sie entsteht dort, wo Nähe und Begegnung fehlen – und sie ist für viele ältere Menschen kaum zu überwinden.“ Besonders gefährdet sind alleinlebende, gesundheitlich eingeschränkte und sozial benachteiligte Seniorinnen und Senioren. „Teilhabe im Alter ist ein Menschenrecht und muss in unserer Region auf vielen Ebenen stärker abgesichert sein – sozial, digital, wohnlich und pflegerisch“.
Dazu fordert die Diakonie gezieltere politische Maßnahmen zur Förderung von Quartiersarbeit, barrierefreier Infrastruktur und digitaler Teilhabe in Berlin und Brandenburg. Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen: „Wir dürfen ältere Menschen nicht alleinlassen. Einsamkeit ist Ausdruck sozialer Ungleichheit – ihr entgegenzutreten ist eine Frage der Menschenwürde, der sozialen Gerechtigkeit und liegt in unserer gemeinsamen Verantwortung. Dazu müssen die Länder Berlin und Brandenburg jetzt Ihre Möglichkeiten ausschöpfen: So könnten sie die Hälfte für innovative Modellprojekte in der Quartiersarbeit finanzieren und die Pflegekassen müssten die andere Hälfte bezahlen. Da steckt ein enormes Potential drin. Es ist auch nicht nachvollziehbar, warum der Senat die notwendige Aufstockung für die Besuchsdienste im Berliner Haushaltsentwurf gestrichen hat. Wir vertrauen darauf, dass die Abgeordneten hier zu einer klugen Entscheidung finden – gegen eine zunehmend vereinsamende Stadtgesellschaft.“
Hintergrund: Vielfältige Einsamkeitsrisiken für ältere Menschen in Berlin und Brandenburg
Ältere Menschen sind keine homogene Gruppe: Unterschiede in Einkommen, Bildung, Gesundheit, Herkunft oder sexueller Orientierung prägen ihre Lebenslagen. Die Isolationsgefahr verstärkt sich durch Individualisierung, digitale Hürden, überlastete Pflege- und Gesundheitssysteme sowie fehlende Mobilität. Klimatische Belastungen, etwa häufige Hitzewellen in Brandenburg, treffen Hochaltrige besonders. Auch der demografische Wandel kann zur Einsamkeit beitragen: In Berlin stieg die Zahl hochaltriger Menschen (80+) von rund 142.900 (2011) auf 237.900 (2022). In Brandenburg wuchs sie von 125.900 auf 220.200. Rund die Hälfte der über 80-Jährigen in Berlin lebt allein, in Brandenburg gut ein Drittel (Statistik Berlin-Brandenburg 2024). Für das Jahr 2050 wird in Berlin eine Zahl von 329.400 über 80-Jährigen prognostiziert, was einem Anteil von 7,8 % an der Gesamtbevölkerung entspricht. Für Brandenburg wird im Jahr 2050 eine Zahl von 312.900 über 80-Jährigen erwartet, entsprechend einem Anteil von 12,6 % an der Gesamtbevölkerung (Statistik Berlin-Brandenburg 2025).
Die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz steht für 98 ambulante Pflegedienste und 113 stationäre Pflegeeinrichtungen, 78 Tagespflegen und 28 Hospize bzw. Hospizdienste, sowie 42 Einrichtungen mit Angeboten im Umfeld von Pflege in Berlin und Brandenburg.
Ihr Ansprechpartner
Sebastian Peters
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