Dramatische Aussichten für Freiwilligendienste
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen zu den geplanten Bundes-Kürzungen für die Freiwilligendienste in Berlin und Brandenburg
Der Haushaltsentwurf der Bundesregierung für 2024 und die weiteren Planungen für 2025 fallen auch für die Freiwilligendienste dramatisch aus. Diakonie-Direktorin Dr. Schoen rechnet damit, dass in Berlin und Brandenburg zunächst bis zu 2.000 Stellen im Freiwilligen Sozialen Jahr, Freiwilligen Ökologischen Jahr und im Bundesfreiwilligendienst wegbrechen werden. Tendenz steigend.
„Während beide Bundesländer mit einem massiven Personalmangel in der Sozialbranche kämpfen, sendet die Regierung mit den geplanten Kürzungen in Höhe von 113 Millionen Euro verheerende Signale: ‚Wenn auf den unterbesetzten Klinik-Stationen, in Kindertagesstätten und Horten, im prekär finanzierten Jugendclub ohnehin schon an der Belastungsgrenze gearbeitet wird, nehmen wir Euch ein Drittel der freiwilligen Helfer:innen weg.‘ und ‚Für 2.000 junge Erwachsene, die an sozialen Jobs interessiert und für die Arbeit am Menschen motiviert sind könnt Ihr zukünftig keine Plätze mehr anbieten.‘
Die Freiwilligendienste dienen nachweislich und effektiv der Fachkräftegewinnung. Bis zu zwei Drittel der Freiwilligen bleiben der Sozialbranche verbunden. Deshalb wäre es dringend notwendig, den Dienst attraktiver und inklusiver zu gestalten: mit einer besseren Bezahlung, orientiert am BaFöG-Satz, könnten auch Kinder aus Familien mit schmalem Geldbeutel und geflüchtete Drittstaatler:innen an den Programmen teilnehmen. Mit einer umfänglicheren pädagogischen Begleitung könnten auch Menschen mit zusätzlichem Unterstützungsbedarf einen wertvollen Dienst leisten. Weiteres zentrales Thema der Freiwilligendienste ist die Demokratiestärkung. Ganz besonders in unserer Region – vor den anstehenden Landtagswahlen: Die Freiwilligen erfahren in unseren Seminaren, dass sie in unserer Gesellschaft etwas bewirken können, bekommen so ein Gefühl für demokratische Grundhaltungen und entwickeln soziale Kompetenzen weiter.
Die Realität sieht leider schon lange anders aus: Die Politik propagiert den inklusiven Freiwilligendienst, aber die staatlichen Zuschüsse auf Bundesebene decken seit Jahren nicht die Ausgaben, die für eine gute pädagogische Begleitung in diesem Bildungs- und Orientierungsjahr erforderlich sind.
Unsere ohnehin wirtschaftlich bedrängten Einsatzstellen können es nicht leisten, immer mehr draufzuzahlen. Wir fordern die Abgeordneten des Bundestages auf, im neuen Haushalt gute Strukturen für Freiwilligendienste zu schaffen und sie finanziell ausreichend auszustatten. Wir dürfen die Generation der Zukunft in Zeiten zunehmender Desorientierung und Unsicherheiten nicht allein lassen!“
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Kommentare zu geplanten Haushaltskürzungen
Die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege äußert am 19.7.2023 Scharfe Kritik an Kürzungsplänen der Bundesregierung: Die Spitzenverbände der Freien Wohlfahrtspflege sehen Sozialstaat und gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährdet
Die Diakonie Deutschland und die Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend kritisieren in einer gemeinsamen Pressemitteilung vom 11.7.2023 den Haushaltsentwurf der Bundesregierung: Drastische Kürzungen bedrohen Freiwilligendienste
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Sebastian Peters
Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
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