Ein von Armut betroffener Mann wird in der Sozialberatungsstelle beraten.
© Diakonie/Hermann Bredehorst

Diakonie-Studie zu Langzeitarbeitslosigkeit

Diakonie unterstützt einen nachhaltigen Anschluss für das Berliner Modellprojekt „Solidarisches Grundeinkommen“

18.07.2025

In Berlin und Brandenburg sind 100.000 Menschen im erwerbsfähigen Alter ein Jahr lang ohne Arbeit und damit langzeitarbeitslos. Obwohl viele Stellen unbesetzt sind, gelingt es langzeitarbeitslosen Menschen oft nicht, wieder in den Arbeitsmarkt zurückzufinden. Warum das so ist, zeigt eindrücklich die heute veröffentlichte Studie „Arbeit lohnt sich immer?! – Zwischen Sollen, Wollen und Können. Warum Langzeitarbeitslose trotz Fach- und Arbeitskräftemangel selten in den Arbeitsmarkt eintreten“ des Evangelischen Fachverbandes für Arbeit und soziale Integration (EFAS). Berlin hat schon 2019 Problembewusstsein gezeigt und das Projekt „Solidarisches Grundeinkommen“ ins Leben gerufen. Die Diakonie unterstützt explizit einen nachhaltigen Anschluss für das Projekt über den 31.12.2025 hinaus. 

Die zentralen Ergebnisse: Langzeitarbeitslosigkeit ist ein sich selbst verstärkender Zustand. Die Betroffenen haben Angst davor, auf dem ersten Arbeitsmarkt niemals wieder bestehen zu können. Dadurch verstärken sich Arbeitslosigkeit und die damit verbundenen Probleme und Einschränkungen, was den Wiedereinstieg zusätzlich erschwert. Begleitung auf Augenhöhe ist wichtig. Und: Die im SGB II vorhandenen Instrumente sind gut, können aber aufgrund von finanziellen und personellen Mängeln ihr Potenzial nicht voll entfalten. 

  • Die Krankheit hat mich arbeitslos gemacht und die Arbeitslosigkeit macht mich krank. Und das ist der Kreislauf, der sich immer weiter fortsetzen würde.

    Zitat einer Betroffenen

Die Studie möchte zur Versachlichung der Debatte um Langzeitarbeitslosigkeit beitragen, Ursachen benennen und Handlungsoptionen aufzeigen. Die Studie liefert Einblicke in die Isolation und die Gefühle der Hoffnungslosigkeit, Ausgrenzung und Wertlosigkeit von Langzeitarbeitslosen, zeigt aber auch Lösungsansätze auf, wie die Rückkehr in den Arbeitsmarkt gelingen kann. Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass Betroffene individuell und vertrauensvoll begleitet werden müssen. Dies ist in der fragilen Phase des Übergangs in den ersten Arbeitsmarkt unbedingt notwendig. 

  • Die Uhren dürfen hier nicht zurückgedreht werden. Die Jobcenter müssen für die individuelle Begleitung und Jobcoaching ausreichend finanziert werden.

    Andrea Asch Sozialpolitische Diakonie-Vorständin

Diakonie-Vorständin Andrea Asch stellt fest, dass sich Berlin mit dem Pilotprojekt „Solidarisches Grundeinkommen“ schon 2019 auf einen guten Weg gemacht hat. Es vereint gleich mehrere Empfehlungen der aktuellen Studie: „Ehemals 1.000 langzeiterwerbslose Berlinerinnen und Berliner haben eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung in einem gemeinwohlorientierten Tätigkeitsfeld gefunden. Ein freiwilliges und individuelles Coaching- und Qualifizierungsangebot unterstützt die Beschäftigten, ihre persönlichen und beruflichen Potenziale zu erschließen.“ Die sozialpolitische Vorständin sieht allerdings im Gesamtsystem der Jobförderung akuten und dringenden Handlungsbedarf: „Dieses Projekt ist ein kleiner, wichtiger Baustein. Hier fallen mit Projektende spätestens am 31.12.25 die positiven Erfahrungen eines sinnstiftenden Arbeitsumfeldes abrupt weg, alte Ängste wie die Studie sie beschreibt werden getriggert. Bund und Länder müssen dringend nachbessern und eine individuell passgenaue und nachhaltige Anschlussperspektive für die Beschäftigten schaffen. Die Uhren dürfen hier nicht zurückgedreht werden. Die Jobcenter müssen für die individuelle Begleitung und Jobcoaching ausreichend finanziert werden. Damit verringern wir effektiv dauerhaften Transferbezug und Altersarmut und tragen proaktiv zur Sicherung von Arbeitskräften bei, die gerade im sozialen Bereich so dringend benötigt werden.“ 

Wissenschaftlich begleitet wurde die Studie von Professor Franz Schultheis (Zeppelin Universität Friedrichshafen) und Professorin Claudia Schulz (Ev. Hochschule Ludwigsburg). 

Hintergrund BA-Statistik

Berichtsmonat Juni 2025

Berlin 
218.496 Arbeitslose 
66.926 Langzeitarbeitslose 
Anteil Langzeitarbeitslose an Arbeitslosen: 30,63% 

Brandenburg 
85.236 Arbeitslose 
33.400 Langzeitarbeitslose 
Anteil Langzeitarbeitslose an Arbeitslosen: 39,19% 

Brandenburg belegt damit den 4. Platz unter den Bundesländern mit dem höchsten Anteil an langzeitarbeitslosen Menschen. 

Hintergrund Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz

Das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist ein Verband der Freien Wohlfahrtspflege. Als Dach- und Spitzenverband vertritt das Werk die 380 evangelischen Träger mit 1.900 Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsdiensten in Berlin, Brandenburg und Ostsachsen. Gemeinsam mit ihnen engagiert sich das Diakonische Werk für Teilhabe und Vielfalt und setzt sich im Sinne der Nächstenliebe auf landes- und kommunalpolitischer Ebene für benachteiligte und ausgegrenzte Menschen ein.

Ansprechpartner DWBO

Sebastian Peters

Leiter Politik und Kommunikation Pressesprecher

030 82097110 0173 6033322

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