Das Gute suchen
11.06.2025
Anlässlich des diesjährigen Jahresempfangs der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz unter dem Motto „Gut bleiben“ erhalten vier diakonische Projekte aus den 1.900 diakonischen Einrichtungen in den drei Bundesländern die Wichernplakette. In Anwesenheit hochrangiger Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Zivilgesellschaft und Kirche schafft dieser Preis Aufmerksamkeit für das Wesen der Diakonie: Gut bleiben in schwierigen Zeiten – mit Mut und Pioniergeist.
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen: „Johann Hinrich Wichern war ein Pionier der sozial-diakonischen Arbeit im 19. Jahrhundert. Mit der Verleihung der Wichern-Plakette möchten wir den Blick auf innovative Einzelprojekte in der Diakonie richten und so den sozialen Pioniergeist besonders in diesen schwierigen Zeiten stärken und fördern. Ob groß angelegte Fluchthilfe und Integration für einen ganzen ukrainischen Kindergarten, preisgekrönte mediale Einblicke in kaum gesehene pädagogische Arbeit, eine hochmoderne, inklusive Pflegeschule oder den jahrzehntelangen, immer wieder innovativen Einsatz für unsere Demokratie, wo sie besonders unter Druck steht: mit der alljährlichen Auswahl machen wir deutlich, dass sich diese zukunftsweisende Kraft für die Gesellschaft in ganz vielfältiger Weise entwickeln kann.“
Preisträger Projekt „Begleitung von Familien mit mehrfachbehinderten Kindern aus der Partnerkita Sumy aus der Ukraine“, Wichern-Diakonie Frankfurt (Oder)
Mitarbeitende einer der Wichern Diakonie Frankfurt (Oder) haben eine Woche nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im März 2022 die Familien einer gesamten Kita in Sicherheit gebracht. Schon seit 1995 ist die Wicherndiakonie Partnerin des Kindergartens Nr. 34 in Sumy, in dem auch viele Kinder mit geistiger Behinderung, Körper- und Mehrfachbehinderung betreut werden. Über die Jahre haben ihre Mitarbeitenden der brandenburgischen Einrichtung mit Hilfstransporten und Austauschprogrammen die Lern- und Lebensbedingungen für Menschen mit Behinderung vor Ort verbessert. Nach Kriegsausbruch waren sie ganz selbstverständlich Für die Familien da und konnten ihnen bis heute nachhaltige Perspektiven eröffnen. Die Wicherndiakonie organisierte Wohnungen, Betreuungsplätze, Patenfamilien im Landkreis, Sprachkurse, Begleitung bei Behördengängen und vieles mehr. Einige Geflüchtete konnten in ihre Heimat zurückkehren, einige fanden an anderen Orten in Deutschland einen sicheren Hafen. Bis heute leben 36 Personen in Frankfurt (Oder). Eine zivilgesellschaftliche Flucht- und Integrationsgeschichte, wie sie Brandenburg gerade jetzt so dringend braucht.
Die Auszeichnung erfolgt für das beispielhafte Engagement für die Aufnahme geflüchteter Familien mit ganz besonderen Herausforderungen.
Gabriele Floßmann, Vorstandsvorsitzende Wichern Diakonie Frankfurt (Oder): „Die Partnerschaft mit der Kita in Sumy ist für uns weit mehr als Hilfe – sie ist Ausdruck von Verbundenheit, Respekt und Hoffnung. Gerade in Zeiten von Krieg und Unsicherheit wollen wir zeigen: Menschlichkeit kennt keine Grenzen.“
Pressekontakt:
Sabrina Zithier
Pressesprecherin Wichern Diakonie Frankfurt (Oder)
zithier@wichern-ffo.de
0160 847 02 11
Preisträger Dokumentarfilm „Im Prinzip Familie“ über eine Jugendhilfeeinrichtung des Evangelischen Jugend- und Fürsorgewerk (EJF)
Seltene Einblicke in den Alltag der Kinder- und Jugendhilfe gibt der neue Dokumentarfilm „Im Prinzip Familie“. Eine Wohngruppe des EJF wurde ein Jahr lang begleitet durch ein unabhängiges Filmteam um den preisgekrönten Regisseur Daniel Abma. Die Produktionsfirma Bandenfilm beschreibt das Ergebnis: „Fast wie Familie, aber immer auf Zeit: Zwischen Elternliebe, Bürokratie und Jugendamt geben drei Erzieher:innen alles, um für Kinder ein Zuhause zu schaffen. Ein Film über die Superkraft, ein Kind großzuziehen und Familie in all ihren Facetten.“ Bis zum Kinostart am 5. Juni 2025 wurde der Film bereits mehrfach, unter anderem durch das Kinder Medien Festival Goldener Spatz und das Schweizer Visions du Réel ausgezeichnet. Regisseur, Filmproduktion, das EJF und das Wohngruppenteam werden ausgezeichnet für die Sichtbarmachung einer viel zu wenig gesehenen Arbeit.
EJF-Vorstand Dr. Andreas Eckhoff:
„Regisseur Daniel Abma ist ein Film gelungen, der ohne Effekthascherei berührt und eindrücklich die Lebensrealität in einer Wohngruppe der Kinder- und Jugendhilfe zeigt. Diese Welt sichtbar zu machen gelang mit äußerster Sensibilität und in enger Abstimmung mit allen Beteiligten. „Im Prinzip Familie“ stärkt das Verständnis für die wertvolle Arbeit der Kinder- und Jugendhilfe. Wir haben das Filmprojekt wegen seines durchdachten und feinfühligen Konzepts sehr gerne unterstützt.“
www.imprinzipfamilie.de
www.ejf.de
Pressekontakt:
Katrin Wilcken
Leiterin Unternehmenskommunikation
Evangelisches Jugend- und Fürsorgewerk (EJF)
uk@ejf.de
030 768 84 23 01
Preisträgerin SozDia-Stiftung für ihr vielfältiges gesellschaftspolitisches Engagement in Berlin und Brandenburg
Im Auftrag des Kirchenkreises nimmt der Verein „Sozialdiakonische Jugendarbeit Lichtenberg“ 1990 seine Arbeit auf. Die erste kühne Idee: Seite an Seite sollen rechts- und linksradikale Jugendliche ein Haus in Lichtenberg sanieren. Kein einfaches Vorhaben, aber es gelingt. Der Grundgedanke blieb bis heute der Gleiche: Durch das gemeinsame Tun ins Gespräch kommen, neue Perspektiven entwickeln und die Zukunft gestalten. So wie in der aktuellen Initiative „Demokratie für Jugendliche“. In Kooperation mit dem Bezirk Lichtenberg erfahren jungen Menschen im Alter von 17 bis 20 Jahren die Bedeutung und Prinzipien der Demokratie: Mitgestalten, laut werden, sich einsetzen. Mit über 30 Jahren Erfahrung in der Stadtteilarbeit, Bildung, Jugend- und Geflüchtetenhilfe setzt die SozDia ihr Engagement für ein demokratisches Miteinander nun auch in Brandenburg fort. Anfang 2025 übernahm die Stiftung die Eisschmiede in Pinnow, einem Dorf mit 800 Einwohner:innen. Wie fast im gesamten Bundesland hat auch hier die Mehrheit ihr Kreuz bei der AfD gemacht. Vor diesem Hintergrund möchte die SozDia mit der Eisschmiede einen Gemeinschaftsort schaffen, der sich auch mit Kunst und Kultur über Pinnow hinaus einen Namen macht und Freunde und Fremde zusammenbringt, um aktiv gegen Ausgrenzung zu wirken. Die Auszeichnung erfolgt für das vorbildliche jahrzehntelange Engagement für ein friedliches und demokratisches Zusammenleben in Berlin und nun auch verstärkt in Brandenburg mit immer neuen, innovativen Formaten und Ansätzen.
Nina Kirch, Mitglied der Geschäftsführung der SozDia Stiftung Berlin:
„Demokratie zu bewahren und zu fördern gehört zu den ureigensten Werten der SozDia. Wir wissen aus Erfahrung, dass Demokratie nicht einfach da ist. Sie muss jeden Tag aufs Neue gestaltet und verteidigt werden. Als diakonische Stiftung geht es uns dabei immer um die Menschen, wir wollen gemeinsam Leben gestalten, zusammen Lösungen für ein besseres heute und morgen finden. Demokratie, das sind wir alle. Wenn es sein muss, betreten wir dafür auch Neuland oder gehen dorthin, wo keiner hinmöchte.“
Pressekontakt:
Sebastian Luig
Referent Profil & Kommunikation
sebastian.luig@soz-dia.de
0151 11 68 97 53
Preisträger Projekt „Neubau Oberlin Pflegeschule“, Oberlinhaus Potsdam
Brandenburg rechnet bis 2030 mit einem enormen Alterungsschub und einem Fachkräftemangel von 30.000 bis 44.000 Pflegenden. Gleichzeitig wünschen sich immer mehr Brandenburgerinnen und Brandenburger, dass Menschen nicht-deutscher Herkunft vom Arbeitsmarkt ausgeschlossen werden. Das Oberlinhaus Potsdam begegnet diesen Herausforderungen mit einem nachhhaltigen und energieeffizienten Neubau einer hochmodernen und inklusiven Pflegeschule. Das vom Ministerium für Soziales, Gesundheit, Integration und Verbraucherschutz des Landes Brandenburg geförderte Projekt dient seit 2024 zur theoretischen Ausbildung von bis zu 150 Pflegeschülerinnen und -schülern. Photovoltaik und Grünanlagen auf dem Dach, aktuelle Technik und Lernmethoden im Skills Lab und evangelische Hingabe für alle Menschen – ohne Ausnahme – im Herzen: internationale Pflegefachkräfte bekommen jegliche Unterstützung zur Weiterentwicklung und Anerkennung ihrer Qualifikation. Der ganze Campus atmet den Geist einer langjährigen Expertise in der Arbeit mit Menschen mit kommunikativem und körperlichem Unterstützungsbedarf: Barrierefreie Wegeleitsysteme, Piktogramme, digitale Lagepläne in Leichter Sprache geben Orientierung. Die Auszeichnung erfolgt für den beispielhaften und innovativen Einsatz für die Fachkräftegewinnung in Brandenburg.
Annett Wiesner, Leiterin der Beruflichen Schulen im Oberlinhaus, in Potsdam-Babelsberg:
„In Zeiten von Pflegenotstand muss in eine gute und zukunftsorientierte Pflegeausbildung investiert und die Attraktivität des wunderbaren Berufes deutlich sichtbarer werden. Mit unserer neuen Pflegeschule, ausgestattet auf einem technischen Höchstniveau für ein kollaboratives Lernen, schaffen wir ein offenes und qualitätsvolles Lernumfeld und tragen mit jährlich 50 Absolvent:innen der stetig steigenden Zahl benötigter qualifizierter Fachkräfte Rechnung. Wir haben auf dem Campus der Beruflichen Bildung einen Ort für eine hochmoderne medizinische Ausbildung geschaffen, die Landesweit einzigartig ist“.
Pressekontakt:
Andrea Benke
Leitung Referat Unternehmenskommunikation
andrea.benke@oberlinhaus.de
0151 26 83 15 11
Hintergrund Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
Das Diakonische Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz ist ein Verband der Freien Wohlfahrtspflege. Als Dach- und Spitzenverband vertritt das Werk die 380 evangelischen Träger mit 1.900 Sozial-, Bildungs- und Gesundheitsdiensten in Berlin, Brandenburg und Ostsachsen. Gemeinsam mit ihnen engagiert sich das Diakonische Werk für Teilhabe und Vielfalt und setzt sich im Sinne der Nächstenliebe auf landes- und kommunalpolitischer Ebene für benachteiligte und ausgegrenzte Menschen ein.
Pressekontakt Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz:

Sebastian Peters
Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
Peters.S@dwbo.de 030 82097110 0173 6033322