Belastung für Familien und Unternehmen in Brandenburg bleibt bestehen
Ab dem 1. August 2025 hätte die geplante Verbesserung des Personalschlüssels in Brandenburgs Krippen greifen sollen: von 1:4,25 auf 1:4. Doch obwohl die Maßnahme bereits 2023 beschlossen wurde, fand sie im aktuellen Doppelhaushalt 2025/2026 keine Berücksichtigung mehr.
Andrea Asch, Vorständin Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: „Mit der Entscheidung, die Verbesserung des Betreuungsschlüssels im Kita-Bereich nicht umzusetzen, hat die Brandenburger Landesregierung eine zentrale Gelegenheit verpasst, Familien und Unternehmen im Land spürbar zu entlasten. Die Realität vieler Familien ist geprägt von einem hohen Vereinbarkeitsdruck. Flexible und verlässliche Betreuungsangebote sind entscheidend, um den Spagat zwischen Beruf und Familie leisten zu können. Das gilt insbesondere für Alleinerziehende, die häufig den Großteil der Sorgearbeit übernehmen. Gleichzeitig sind kleine und mittelständische Unternehmen auf gut ausgebildete Fachkräfte angewiesen, deren Arbeitskraft ohne ausreichende Kinderbetreuung nicht voll zur Verfügung steht.“
Frank Hohn, Vorstandvorsitzender der Hoffbauer-Stiftung: „Der derzeitige Betreuungsschlüssel wird den Anforderungen des Bildungsauftrages in keiner Weise gerecht. Der Brandenburger Weg scheint zu sein, höchste Ansprüche zu stellen bei vergleichbar geringem Ressourceneinsatz. Gerade im Bereich der frühen Bildung erwarten wir als Träger Verlässlichkeit und Sensibilität für die Bedürfnisse von Kindern und Familien. Wir sind offen für einen Dialog.“
Die Rücknahme des verbesserten Personalschlüssel hat zur Folge, dass sich rechnerisch keine Verbesserung in der Personalausstattung ergibt. Träger von Kindertageseinrichtungen stehen damit bei rückläufigen Kinderzahlen vor einer schwierigen Entscheidung: Entweder müssen sie Personal abbauen oder die Arbeitszeiten ihrer Beschäftigten kürzen, um den Betrieb aufrechtzuerhalten. Gleichzeitig bedeutet das Ausbleiben einer tatsächlichen Verbesserung des Personalschlüssel eine qualitative Stagnation.
Gerade jetzt, wo sinkende Kinderzahlen personelle Spielräume eröffnen, böte sich die Chance, dringend notwendige qualitative und personelle Weiterentwicklungen im System der frühkindlichen Bildung umzusetzen. Die geplanten Kürzungen wirken daher de facto wie ein zweistufiger Stellenabbau – mit langfristig negativen Folgen für Fachkräfte, Träger und vor allem für die Qualität der pädagogischen Arbeit:
- Die Personalplanung für das Jahr 2025 erfolgte auf Grundlage der angekündigten Schlüsselverbesserung.
- Mit dem Wegfall der anteiligen Förderung für verlängerte Betreuungszeiten entfällt ab 2026 ein weiterer zentraler Baustein zur Finanzierung des dafür notwendigen Personals. Ohne diese Unterstützung wird es für Träger zunehmend schwierig, bedarfsgerechte Öffnungszeiten aufrechtzuerhalten. Die Folge: Flexibel nutzbare und an den Lebensrealitäten von Familien orientierte Betreuungsangebote geraten unter Druck – mit negativen Konsequenzen sowohl für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf als auch Unternehmen, die auf Mitarbeitende verzichten müssen, die die Kinderbetreuung übernehmen.
Die Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz vertritt insgesamt 463 (davon 216 in Brandenburg) Kindertagesstätten und Horte mit ca. 32.000 Plätzen.
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