Abwärtsspirale der Mittelschicht muss verhindert werden
Umfrage bestätigt: Bedarf an Schuldenberatung in Berlin und Brandenburg steigt stark an.

Eine heute veröffentlichte bundesweite Umfrage der AG Schuldnerberatung der Verbände (AG SBV) bestätigt für die Region Berlin-Brandenburg: Die Inflation treibt immer mehr Menschen in die Überschuldungsfalle. Seit Jahresbeginn verzeichnen rund zwei Drittel der befragten Schuldenberatungen in Berlin und Brandenburg eine erhöhte Nachfrage. 80% der Brandenburger Einrichtungen beraten vermehrt erwerbstätige Menschen. Eine Trendwende ist trotz sinkender Inflation nicht in Sicht.
„Der Teufelskreis aus Folgen der Corona-Pandemie und Inflation wird in unseren Schuldnerberatungen immer deutlicher“, berichtet Claudia Niemeyer, Diakonie-Referentin für Existenzsicherung. „Viele Menschen mussten in der Corona-Pandemie auf Kurzarbeit reduzieren. Das Einkommen wurde knapp, Rücklagen verschwanden. In der Energiekrise erhöht dann der Vermieter die Nebenkosten, Brot und Wurst kosten innerhalb kürzester Zeit bis zu 20% mehr und dann kann zum Beispiel der Kredit nicht mehr bedient werden. Was bleibt, ist Hilflosigkeit und die Zukunftsangst: ‚Was ist, wenn die Preise weiter steigen?‘“
Was früher die Ausnahme war, wird zum Alltag in den Beratungsstellen: Die Inflationsrate befindet sich seit Juli 2021 auf Rekordniveau, die Lebensmittelpreise sinken kaum. Nach letzten Erhebungen sind in Berlin und Brandenburg aktuell weit über 300.000 Personen überschuldet. Aus Scham- und Schuldgefühlen reduzieren viele Betroffene ihre Sozialkontakte, die Zahl der psychischen belasteten und erkrankten Hilfesuchenden ist seit der Corona-Pandemie deutlich gestiegen.
Diakonie-Direktorin Dr. Ursula Schoen: „Schuldnerberatung ist auch ein wichtiger Beitrag zum Zusammenhalt unserer Gesellschaft. Die Beratenden helfen nicht nur qualifiziert bei Geldproblemen, sondern nehmen auch die psychosozialen Schwierigkeiten und familiären Konflikte der Klientinnen und Klienten ernst. Gemeinsam mit ihnen entwickeln sie ein neues Selbstvertrauen. Dafür ist es zwingend notwendig bestehende Beratungsstrukturen zu erhalten und zukunftsweisend auszubauen. Hier wurden sinnvolle politische Weichen in den Bundesländern gestellt. Aber uns läuft die Zeit davon. Wir brauchen jetzt langfristige Finanzierungssicherheit, um die drohende Abwärtsspirale zu verhindern.“
In der Diakonie Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz sind 48 Schuldner- und allgemeine unabhängige Sozialberatungsstellen und damit der Großteil dieser Beratungseinrichtungen verbunden.
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Sebastian Peters
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