10 Jahre Bundesfreiwilligendienst
Rund 1.700 Freiwillige haben seit 2011 den Bundesfreiwilligendienst in den Einrichtungen des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg absolviert – jede*r zehnte Bundesfreiwillige hat Fluchterfahrung.
Am 1. Juli 2011 wurde der Bundesfreiwilligendienst (BFD) analog zum Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) eingeführt. Die Bilanz des BFD im Diakonischen Werk Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (DWBO) kann sich sehen lassen: Rund 1.700 Freiwillige haben seit 2011 den Bundesfreiwilligendienst in den Einrichtungen des DWBO in Berlin und Brandenburg absolviert. Die Freiwilligen werden in Kitas, Krankenhäusern, in der Jugend- und Behindertenhilfe, in Altenheimen, Schulen oder in Kirchengemeinden eingesetzt.
"Unsere Freiwilligen engagieren sich dort, wo es für unsere Gesellschaft besonders wichtig ist. Sie sammeln wertvolle Arbeitserfahrung und entwickeln sich in ihrer Persönlichkeit weiter“, so Anja Bosse, Teamkoordinatorin der Freiwilligendienste im DWBO.
Im Unterschied zu anderen Freiwilligendiensten wie beispielsweise FSJ und Freiwilliges Ökologisches Jahr steht der BFD auch älteren Menschen über 27 Jahren offen. „Das Angebot wird gut angenommen: So war bisher rund jede*r zweite Freiwillige im BFD bei uns über 27 Jahre alt. Es zeigt sich, dass der Bundesfreiwilligendienst insbesondere für Menschen interessant ist, die sich um- und neuorientieren möchten“, so Bosse.
Der Bundesfreiwilligendienst unterstützt auch geflüchtete Menschen beim Ankommen in Deutschland: Zwischen 2015 und 2018 wurden über ein Sonderprogramm gezielt Menschen vermittelt, die sich für Geflüchtete engagieren wollten und Menschen mit Fluchterfahrung selber konnten einen Freiwilligendienst machen. Das DWBO hat dieses Sonderprogramm aufgrund der guten Erfahrungen und des Bedarfs weiterentwickelt und fortgeführt. Damit werden geflüchtete Menschen und andere, die relativ neu in Deutschland sind, dabei unterstützt, sich gesellschaftlich zu engagieren und ihre Sprachkenntnisse zu verbessern. Oft dient es auch der beruflichen Orientierung. Bis heute hatte jede*r zehnte Bundesfreiwillige im DWBO selbst Fluchterfahrung.
Im Rückblick auf die 10 Jahre BFD schauen wir neben den Erfolgen aber auch auf die Dinge, die endlich nachgebessert werden müssen.
Unsere drei Kernforderungen sind:
- Weniger Bürokratie
Im Gesetzgebungsverfahren zur Einführung des BFD zeigten sich identifizierte deutliche Schwächen gegenüber den Jugendfreiwilligendiensten. So hat der BFD die Verwaltungslogik des Zivildienstes übernommen und ist nach wie vor deutlich bürokratischer aufgebaut. - Umfassendere politische Bildung in Trägerhand
Junge Menschen im BFD müssen eine Woche an einem der Bildungszentren des Bundes zur politischen Bildung absolvieren. Der verpflichtende Besuch einer solchen staatlichen Institution ist ein Relikt des Zivildienstes und in dieser Form nicht zeitgemäß. Die Jugendfreiwilligendienste bieten bereits seit Jahrzehnten politische Bildung an. Diese vollständig in die Bildungsarbeit der Träger einzubetten, gilt es endlich zu ermöglichen. - Mehr Anerkennung für junge Menschen, die sich engagieren
Zum Beispiel in Form eines kostenlosen ÖPNV-Tickets für alle Freiwilligen in ganz Deutschland.