»AUGEN AUF!«
Jahresbericht 2023
2023 war für das DWBO und seine Mitgliedseinrichtungen ein herausforderndes Jahr. Ohne verlässliche sozialpolitische Rahmenbedingungen und ein breites zivilgesellschaftliches Engagement für ein solidarisches Miteinander ist der soziale Friede ernsthaft in Gefahr – das gilt genauso für Berlin wie für Brandenburg und Sachsen. Gemeinsam mit den Partner:innen in den anderen Wohlfahrtsverbänden, in Kirche und Gesellschaft sind wir überzeugt, dass sich das Engagement für eine gerechte und solidarische Gesellschaft lohnt und der Schlüssel zu einer guten Zukunft aller ist.
Hier geht es zum neuen, digitalen Jahresbericht unserer Diakonie
»AUGEN AUF!«
2023 war für das Diakonische Werk und seine Mitgliedseinrichtungen ein herausforderndes Jahr: Der Krisenwinter 2022/2023 mit gestiegenen Energie- und Lebenshaltungskosten, die Verschärfung der öffentlichen Debatten und die schwierigen Haushaltsverhandlungen in Berlin und im Bund hatten sehr konkrete Auswirkungen auf den Alltag der Menschen in unserer Region. Die angespannte Lage in der Ukraine und die Folgen des Überfalls der Hamas auf Israel schaffen darüber hinaus ein allgemeines Klima der Anspannung und Verunsicherung. Das war für unsere Mitgliedseinrichtungen täglich spürbar. Im letzten Jahr wurde deutlich: Ohne verlässliche sozialpolitische Rahmenbedingungen und ein breites zivilgesellschaftliches Engagement für ein solidarisches Miteinander ist der soziale Friede ernsthaft in Gefahr – das gilt genauso für Berlin wie für Brandenburg und Sachsen.
Wir haben dieses schwierige Jahr 2023 entsprechend der Jahreslosung »Du bist ein Gott, der mich sieht«, unter das Motto AUGEN AUF gestellt. Eine hochpragmatische und absolut notwendige Forderung in schwierigen Zeiten. Die Diakonie hat aus Tradition immer die Augen für diejenigen geöffnet, die nicht im Blickfeld standen, und sich mit ihren Angeboten hier engagiert. Als Diakonisches Werk sind wir »Augenöffner« im politischen und sozialen Diskurs. Wir benennen klar und öffentlich, wo die Probleme von Menschen liegen und zeigen Auswege auf. Wir machen die Anliegen sozial oder körperlich schwächerer und benachteiligter Menschen mit unserer Arbeit sichtbar. Wir sind darüber hinaus überzeugt: Die Teilhabe von Menschen, die mit Armut, Einsamkeit, Fluchterfahrungen oder besonderen Unterstützungsbedarfen leben müssen, die bei aller Selbstverantwortung dringend Hilfe brauchen, ist für ein funktionierendes, offenes Gemeinwesen unerlässlich.
Augen auf für die Menschenwürde!
Im Kontext erstarkender rechtspopulistischer und rechtsextremer Parteien und Positionen steht auch das Wirken der Wohlfahrtspflege konkret in Frage. Dabei geht es um grundlegende diakonische Werte, aber auch um unsere subsidiäre sozialstaatliche Organisation überhaupt. Das breite und vielfältige gesellschaftspolitische Engagement von Einzelpersonen und diakonischen Einrichtungen gilt es neben der fortlaufenden politischen Kommunikation zu landespolitischen Positionen und aktuellen Themen wie der Bezahlkarte für Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz zu stärken. Unser Landesverband hat im Sommer 2023 im engen Austausch mit seinen Mitgliedseinrichtungen die breit angelegte Initiative »Zusammenstreiten« in Gang gesetzt.
Die Lobby der diakonischen Werte soll so auf allen Ebenen gestärkt werden. Hier können die Mitarbeitenden Sicherheit im Umgang mit Rechtspopulismus und Rechtsextremismus entwickeln. Dazu zählen Instrumente wie die neue Argumentationshilfe mit Inhalten wie »Haltung entwickeln«, »Gesprächsstrategien und »Rote Linien im Umgang mit rechtspopulistischen Parteien/Vereinigungen«, eine digitale Informationsplattform,
der Sozial-O-Mat.
Wir stehen für einen konstruktiven Streit. Gemeinsam mit der EKBO wurde eine breit angelegte Kampagne für 2024 auf den Weg gebracht. Diakonische und kirchliche Einrichtungen treten zusammen für Toleranz, Solidarität und Respekt ein und für die grundgesetzlich verankerten Rechte von Menschen.
Augen auf für die Sozialräume!
Menschen brauchen vor Ort und gerade in ländlichen Regionen Treffpunkte wie Nachbarschaftszentren, Unterstützung durch Beratungsdienste, Pflege- und Betreuungsangebote für Jung und Alt, erreichbare medizinische Dienste. Dabei geht es immer auch um eine ausreichende Finanzierung der Angebote. Geld allein macht zwar nicht glücklich, es ist aber zwingend notwendig, damit Teilhabe möglich bleibt. Dies betrifft besonders auch die Hilfefelder, die traditionell über Projektmittel oder temporäre öffentliche Zuwendungen finanziert werden.
Augen auf für die Jugend!
In unserer verbandlichen Arbeit nehmen wir in besonderer Weise die Generation der Zukunft in den Blick. Gerade angesichts intensiver Kürzungsdebatten treten wir für die Schaffung guter Startbedingungen für alle ein. Dies betrifft Kinder und Jugendliche, die noch nicht in Regelsystemen wie Kindergärten und Schule sind, ebenso wie Minderjährige, die einen Flucht- oder Migrationshintergrund haben oder deren Familien von anderen Marginalisierungen betroffen sind.
Einen besonderen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Sicherung der sozialen Dienste leistet unsere Diakonie im Arbeitsfeld der Freiwilligendienste. Hunderte Heranwachsende unterstützen unsere Mitgliedseinrichtung und erfahren in unseren Seminaren, dass sie in unserer Gesellschaft etwas bewirken können. So bekommen sie ein Gefühl für demokratische Grundhaltungen und entwickeln soziale Kompetenzen weiter. Bis zu zwei Drittel der Freiwilligen bleiben der Sozialbranche erhalten.
Im Sommer 2023 hat ganz Deutschland gesehen, wie sehr die jungen Erwachsenen ihren Dienst schätzen: 2.000 folgten unserem Aufruf und demonstrierten vor den zuständigen Bundesministerien gegen die geplanten, erheblichen Mittelkürzungen für die Freiwilligendienste. Mit Erfolg!
Augen auf für eine zukunftsfeste, schützende Verbandsarbeit!
Im Herbst 2023 startete der Landesverband mit acht kleinen und mittelgroßen Mitgliedsunternehmen in einen umfassenden Organisationsentwicklungsprozess. Ein Schwerpunkt ist das Thema »Kulturwandel«. Hierzu zählen neue Arbeits- und Kooperationsformate, aber auch die wichtigen Bereiche Antidiskriminierung und Gewaltprävention. Zusammen mit der Kirche stehen wir in der Verantwortung, eine Kultur des Respekts und der Wertschätzung in unseren Einrichtungen und Gemeinden verlässlich zu etablieren und zu stärken.
Wir sind dankbar für die verlässliche und engagierte Arbeit, die 2023 von den verschiedenen Arbeitsbereichen unseres Verbandes geleistet wurde. Für Menschen mit offenen Augen und offenen Herzen – die Grundlage unserer diakonischen Arbeit.
Gemeinsam mit den Partner:innen in den anderen Wohlfahrtsverbänden, in Kirche und Gesellschaft sind wir überzeugt, dass sich das Engagement für eine gerechte und solidarische Gesellschaft lohnt und sie der Schlüssel zu einer guten Zukunft aller ist.
Dr. Ursula Schoen
Direktorin des Diakonischen Werkes Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz
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Kontakt
Sebastian Peters
Pressesprecher und Leiter der Öffentlichkeitsarbeit
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