Johannis
Johannis, auch genannt Johanni, Johannistag oder Johannisfest, ist der Geburtstag von Johannes dem Täufer. Gefeiert wird der Johannistag am 24. Juni, häufig auch in der Nacht zuvor, der Johannisnacht. In den meisten evangelischen Gemeinden unserer Region wird Johannis nicht gefeiert und es gibt oft keine bedeutende Festtradition. Die mit dem Johannisfest verbundenen Bräuche sind größtenteils heidnischen Ursprungs, da in dem Fest das Gedenken an Johannes den Täufer und die Sommersonnenwende verschmelzen. Das zeigt sich auch in der Bezeichnung »Sommerweihnacht« für diese kürzeste Nacht des Jahres und greift die christliche Lichtsymbolik auf.
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Johannes der Täufer
Johannes ist mit Jesus verwandt und gleichzeitig gilt er theologisch als dessen Vorläufer und Wegbereiter. Alle vier Evangelisten berichten von Johannes‘ Leben und Wirken. Die Geschichte seiner Zeugung und Geburt ist ähnlich der von Jesus und wird im ersten Kapitel des Lukasevangeliums [1] parallel zueinander erzählt: Johannes‘ Vater Zacharias ist Priester, er und seine Frau Elisabeth sind schon alt und kinderlos. Eines Tages erscheint Zacharias im Tempel der Engel Gabriel und verkündet die Geburt seines Sohnes, den er Johannes nennen soll. Daraufhin verstummt Zacharias bis zum Tag der Beschneidung seines Sohnes, als er dessen Namen verkündet und schließlich in einen Lobgesang verfällt.
Als Erwachsener (Mt. 3 [2]) lebt Johannes ein asketisches Leben in der Wüste, er kleidet sich in einfache Gewänder aus Kamelhaar und lebt von Honig und Heuschrecken. Johannes predigt vom nahen Himmelreich und fordert zur Buße auf. Seinen Beinamen – der Täufer – erhält Johannes, weil er seine Anhänger tauft, sie also im Fluss Jordan untertaucht zur Vergebung der Sünden. Auch Jesus [3] wird von Johannes getauft. Aufgrund des frommen Lebensstils und der hohen Bedeutung ritueller Waschungen kann man vermuten, dass Johannes der Essener-Bewegung [4] angehörte.
Sein Leben endet dramatisch (Mk. 6, 14-29 [5]): Der Herrscher Herodes Antipas lässt Johannes verhaften, da dieser sich gegen die Ehe des Herodes Antipas mit dessen Schwägerin, Herodias, ausgesprochen hatte. Das nimmt ihm Herodias übel und trachtet Johannes nach dem Leben. Bei einer Geburtstagsfeier tanzt Herodias Tochter Salome für den Stiefvater und dessen Gäste. Das gefällt den Herren derart, dass Herodes Antipas verspricht, ihr einen beliebigen Wunsch zu erfüllen. Auf Geheiß ihrer Mutter fordert Salome den Kopf von Johannes dem Täufer.
Woher ergibt sich das Datum des Johannistags?
Die Daten für die Geburtstage von Johannes und Jesus lassen sich aus Lukas 1 [1] ermitteln. Demnach ist Elisabeth mit Johannes im sechsten Monat schwanger, als der Engel Gabriel Maria erscheint und ihr die Schwangerschaft ankündigt. Wenn Jesu Geburt am 25. Dezember gefeiert wird, ergibt sich für den Geburtstag von Johannes der 24. Juni, genau ein halbes Jahr davor. Mit Bezug zur Sonne lässt sich auch eine zweite Begründung heranziehen: Weihnachten fällt mit der Wintersonnenwende zusammen, also auf die längste Nacht des Jahres, Johannis mit der Sommersonnenwende. Wenn man nun Johannes‘ eigene Aussage über seine Bedeutung im Gegensatz zu Jesus »Er muss wachsen, ich aber muss abnehmen.« (Joh. 3, 30 [6]) mit der Tageslänge in Verbindung setzt, so nimmt die Länge der Tage zwischen Johannis und Weihnachten ab und zwischen Weihnachten und Johannis zu. Man kann also sagen, dass es nach Jesu Geburt bis Johannis zunehmend heller wird.
Taufe
Die Taufe [7] ist so alt wie das Christentum selbst und hat ihre Vorläufer in den rituellen Waschungen der jüdischen Glaubenspraxis. Jesus selbst wurde von Johannes getauft und kurz nach Jesu Himmelfahrt, an Pfingsten, begannen sein Anhänger*innen damit, die Menschen zu taufen, die sich zum Christus bekannten. Während in den frühen christlichen Gemeinden Erwachsene getauft wurden, überwiegt seit Langem die Kindstaufe. Ihren Ursprung nahm diese Praxis wohl in der Zeit, als die Säuglingssterblichkeit hoch war und der Glaube vorherrschte, dass die Aufnahme in den Himmel unmittelbar von der vollzogenen Taufe abhing.
Die Taufe ist ein gegenseitiges Versprechen: Der Täufling bzw. dessen Eltern und Paten versprechen sich Gott, sie vertrauen Gott ihr Leben an und werden Mitglied der Kirche. Und Gott sagt mit dem Segen Begleitung zu. Gott schenkt den Heiligen Geist. Auch der Gemeinde kommt eine wichtige Aufgabe zu. Sie verpflichtet sich zur freundlichen Aufnahme ihres neuen Mitglieds und soll es im Glauben stärken.
Auch die Rolle der Pat*innen hat sich mit der Zeit gewandelt. Das Wort »Pate« leitet sich vom lateinischen »Pater«, Vater ab – hier hat es die Bedeutung eines geistlichen »Vaters«, der selbstverständlich auch ein anderes Geschlecht haben kann. Der*die Pat*in übernimmt die Begleitung des Kindes im christlichen Sinne und sorgt mit den Eltern für das Hineinwachsen des Kindes in die christliche Gemeinde – dies wird auch bei der Taufzeremonie explizit erfragt. Auch wenn das Pat*innenamt mit der Konfirmation formal endet, begleiten viele Pat*innen ihr Patenkind ein Leben lang.
Die Taufriten unterscheiden sich zwischen den christlichen Konfessionen zum Teil erheblich, hier wird die Taufpraxis der Evangelischen Kirche in Deutschland [8] beschreiben. Diese Elemente gehören zu einem Taufgottesdienst:
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die Verlesung des Taufevangeliums (Mt. 28, 19 [9])
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die Bezeichnung des Kindes mit dem Kreuz bzw. ein Eingangsgebet mit Bitte um Beistand für den Täufling
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die Lesung des Kinderevangeliums oder biblischer Text als Taufspruch
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die Tauffrage an Eltern/Sorgeberechtigte und Pat*innen
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das Glaubensbekenntnis der ganzen Gemeinde
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die Wasserhandlung am Taufbecken
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der Taufsegen mit Handauflegung
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das Taufgebet mit Fürbitten
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das Entzünden der Taufkerze
Die Taufe ist ein sogenanntes »Sakrament«, ein Zeichen, um die unsichtbare Wirklichkeit Gottes sichtbar zu machen. Während es in der katholischen Kirche sieben Sakramente gibt, ist es in der evangelischen außer der Taufe nur das Abendmahl. Das Spenden der Sakramente ist in der Regel ordinierten Geistlichen, also z.B. Pfarrer*innen und Gemeindepädagog*innen, vorbehalten. Biblisch gesehen darf zwar jede*r Christ*in taufen, das wird aber nur in akuten Notfällen praktiziert.
Warum tragen manche Kinder bei der Taufe ein weißes Kleid?
Gerade Säuglinge tragen bei ihrer Taufe manchmal weiße Kleider. Dieses Ritual ist zurückzuführen auf den frühchristlichen Brauch einer großen Tauffeier in der Osternacht – allerdings mit erwachsenen Täuflingen. Die Zeit vor Ostern ist bekanntlich eine Fastenzeit. Die künftigen Täuflinge begingen vor allem die Karwoche mit Buße und Einkehr. Die Kleidung wurde nicht gewechselt. In der Osternacht wurde die Taufe vollzogen, meist noch mit tatsächlichem Untertauchen im großen Becken. Nach dem Ritus bekamen die Getauften ein neues, weißes Gewand übergezogen. Sie waren nicht nur innerlich rein gewaschen, sondern es war für alle nach außen ebenfalls sichtbar. Sie trugen es bis zum darauffolgenden Sonntag, der auch heute noch »weißer Sonntag« heißt.
Namen
Bei der Taufe wird der Täufling mit seinem Namen angesprochen. Unsere Vornamen begleiten uns (in aller Regel) ein Leben lang. Wir sind mal mehr, mal weniger zufrieden damit. Die Eltern fungieren als Namensgeber. Noch vor einigen hundert Jahren wurden Namen schnell gefunden: Ganz pragmatisch wurden meist, in unseren christlich geprägten Regionen, die Namen eines der Heiligen verwendet, an dessen Gedenktag [10] das Kind getauft wurde. Prominentes Beispiel hierfür ist Martin Luther, der am Tag nach seiner Geburt getauft wurde: am 11. November, dem Martinstag, und so den Namen Martin erhielt. Heute wird viel Aufwand beim Finden eines geeigneten Namens für ein Kind betrieben. Den einen sollte er nicht zu häufig sein, den anderen lieber modern und geläufig. Namen, die unseren Eltern oder Großeltern zu ihrer Zeit als »altbacken« erscheinen würden, sind heute wieder der Hit. Die Bedeutung von Namen spielt in anderen Kulturkreisen eine größere Rolle als bei uns.
Bekommt man bei der Taufe einen neuen Namen?
In Film und Fernsehen wird häufig die Taufformel verwendet: »Ich taufe dich auf den Namen Leni.« Das klingt doch eher nach einer Schiffstaufe. Vollständig heißt der Satz: »Leni, ich taufe dich im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.« Damit wird betont, dass die Taufhandlung im Auftrag Gottes ausgeführt wird. »Leni, ich taufe dich auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.«, wird auch manchmal gebraucht und verweist darauf, dass die*der Getaufte nun im Prinzip noch den Beinamen »Christ« erhält.
Bräuche zu Johannis
Das reiche Brauchtum [11] zu Johannis ist vornehmlich vorchristlichen Ursprungs. Das zeigt sich auch in den damit verbundenen Hoffnungen und Versprechungen: Dämonenabwehr, Liebesglück und Gesundheit. Viele Bräuche gehen zurück auf die Sonnenwendfeiern und bekamen über die Zeit eine christliche Umdeutung, um den heidnischen Traditionen etwas entgegenzusetzen. Die Herkunft von der Sommersonnenwende erklärt auch, dass viele der Johannisbräuche einen engen Bezug zur Natur und zum Licht aufweisen: Es dreht sich alles um Feuer, Wasser und Pflanzen.
Besonders verbreitet sind die Johannisfeuer, die vornehmlich in der Johannisnacht entzündet werden, um in der ohnehin kurzen Nacht das Licht zu verstärken. Das passt ebenso gut zur Hoffnung auf Christus als Licht der Welt wie die Vorhersage Johannes‘, dass nach ihm einer komme, »der wird euch mit dem Heiligen Geist und mit Feuer taufen« (Mt. 3, 11 [2]). Je nach Region ist es verbreitet, um das Johannisfeuer zu tanzen, darüber zu springen, um Krankheiten abzuwehren, oder Strohpuppen zu verbrennen. Es heißt, wenn ein Paar Hand in Hand über das Johannisfeuer springt, wird es bald heiraten.
Bei den Wasserbräuchen liegt der Bezug zur Taufe nahe. Sie sind nicht ganz so verbreitet. Das Johannisbad in fließenden Gewässern soll reinigen und schützen und selbst dem Tau aus der Johannisnacht wird eine kräftigende Wirkung zugeschrieben.
Ebenso spielen Kräuter und Wildblumen eine wichtige Rolle bei den Johannisbräuchen. Werden diese am Johannistag gepflückt, so sollen sie besonders wirksam sein. Gerade unter jungen Frauen war es üblich, Johannisstäuße zu pflücken bzw. Blumenkränze zu flechten. Je nach Region werden diese an der Haustür aufgehängt, im Johannisfeuer verbrannt – oder unter das Kopfkissen gelegt, um von seiner*m Zukünftigen zu träumen. Glück in der Liebe soll dem Volksglauben nach auch das Johannisstreu bringen, ein Teppich aus Blüten unter dem Esstisch.
Ideen für die Kita
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ein Johannisfeuer im Garten machen
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Kräuter und wilde Blumen sammeln, trocknen und Weihnachten als Heu in die Krippe legen
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Bienenwachs-Kerzen basteln
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eine Kräuterwanderung machen
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Blumenkränze oder -girlanden binden
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Johannisbeeren pflücken und einen Kuchen backen
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mit nackten Füßen ein Johannisbad im Bach oder Planschbecken nehmen
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Tauferinnerung feiern
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einen »Namenstag« veranstalten - mit großen Namensschildern, die jedes Kind malt, Namensspielen wie z.B. »Mein rechter Platz ist leer«, Buchstabensuppe, einer Heiligengeschichte oder, oder…
Buchtipps
- Ursel Scheffler & Barbara Korthues (2019): Zum Taufen nimmt man Wasser ohne Seife. Stuttgart, Gabriel. Erzählt die Taufe eines Babys aus Sicht des älteren Bruders.
- Kristina Dumas & Ina Worms (2016): Anna, Anton, Augenstern oder wie man auf der ganzen Welt zu seinem Namen kommt. Berlin, Betz Verlag. Der Titel verrät es schon, in diesem Bilderbuch geht es um Traditionen rund um die Namensgebung in der ganzen Welt. Da gibt es auch für Erwachsene noch viel zu entdecken.
- Mira Lobe & Susi Weigel (1972): Das kleine Ich bin Ich. Wien, Verlag Jungbrunnen. Ein Kinderbuchklassiker, in dem sich ein kleines Wesen auf die Suche nach seinem Namen macht und dabei erfährt, wer es ist.
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In diesem Text verlinkte Websites:
[1] Deutsche Bibelgesellschaft: Lutherbibel 2017, Lukas 1. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/52/10001/19999/
[2] Deutsche Bibelgesellschaft: Lutherbibel 2017, Matthäus 3. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/30001/39999/
[3] Allgemeinde gemeinnützige Programmgesellschaft mbH: katholisch.de. https://www.youtube.com/watch?v=zQQflGD5uS8
[4] Deutsche Bibelgesellschaft: Bibelkunde, Die Essener. https://www.bibelwissenschaft.de/bibelkunde/themenkapitel-nt/religioese-parteien/essener/
[5] Deutsche Bibelgesellschaft: Lutherbibel 2017, Markus 6. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/51/60001/69999/
[6] Deutsche Bibelgesellschaft: Lutherbibel 2017, Johannes 3. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/53/30001/39999/
[7] Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz: Taufe. https://www.ekbo.de/glaube/taufe.html
[8] Evangelische Kirche in Deutschland: Taufe. https://www.ekd.de/Taufe-10987.htm
[9] Deutsche Bibelgesellschaft: Lutherbibel 2017, Matthäus 28. https://www.die-bibel.de/bibeln/online-bibeln/lutherbibel-2017/bibeltext/bibel/text/lesen/stelle/50/280001/289999/
[10] Allgemeinde gemeinnützige Programmgesellschaft mbH: namenstage.katholisch.de, Der Heiligenkalender. https://namenstage.katholisch.de/namenstage.php
[11] Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V.: brauchtum.de, Johannistag. https://brauchtum.de/de/sommer/johannistag.html