Advent
Das neue Kirchenjahr beginnt im Unterschied zum Kalenderjahr, das immer am 1. Januar beginnt, mit dem ersten Adventssonntag. Hierbei handelt es sich jedes Jahr um den vierten Sonntag vor dem Weihnachtsfest. Das Wort Advent kommt aus der lateinischen Sprache: »Adventus« bedeutet Ankunft. In der christlichen Religion gelten die vier Adventswochen als eine Zeit der Vorbereitung auf die Ankunft von Jesus Christus. Erwartet wird das Kommen Gottes zu uns Menschen – in Gestalt eines kleinen Kindes in einem kargen Stall.
Hier können Sie den dazugehörigen Arbeitsbogen herunterladen.
Adventszeit
Die Adventszeit [1] ist eine ganz besondere Zeit. Im christlichen Sinn ist sie eine Zeit der Ruhe und des Nachdenkens. Die Menschen sind eingeladen, darüber nachzudenken, was Jesus täte, wenn er heute in diese Welt käme. Ursprünglich war die Adventszeit – ebenso wie die Passionszeit – eine Buß- und Fastenzeit. Das Fasten begann bereits nach dem Martinstag am 11. November. Das ist übrigens auch der Grund, warum im Advent viel gebacken wird: Die vorhandenen Lebensmittel wie Butter und Eier wurden in Form von Plätzchen und Stollen haltbar gemacht und erst zu Weihnachten gegessen.
Advent in der Kirche
Die liturgische Farbe im Advent ist Violett, die Farbe der Buße. Altar, Kanzel und Lesepult sind in dieser Farbe geschmückt. In den meisten Kirchen hängt in der Adventszeit auch ein Stern oder ein Adventskranz. Die biblischen Texte, die im Advent gelesen werden, erzählen von der Ankündigung Jesu Geburt, von Johannes dem Täufer als Vorläufer Jesu und von der Vision eines Friedensreiches, das mit Gott in die Welt kommt.
Wer hat den Adventskranz erfunden?
Es war im Jahr 1839, als Johann Hinrich Wichern den ersten Adventskranz in seinem »Rauhen Haus« [2] aufhängte. Auf ein großes Wagenrad stellte er vier große weiße Kerzen und dazwischen kleine rote. Jeden Tag wurde eine Kerze mehr angezündet und es wird immer heller, je näher Weihnachten rückt. Den Straßenkindern und anderen Kindern aus prekären Situationen, die Wichern im Rauhen Haus betreute, sollte so die Wartezeit bis Weihnachten leichter fallen. Je nachdem, an welchem Tag Weihnachten liegt, wird die Zahl der roten Kerzen zwischen 20 und 28 liegen. Erst später kam das Tannengrün dazu und der Kranz gelangte in viele Kirchen und Wohnzimmer – meistens allerdings in der kleineren Variante mit den vier Kerzen.
Am ersten Advent startet die Evangelische Kirche in Deutschland außerdem die jährliche Spendenaktion ihres Entwicklungswerkes »Brot für die Welt« [3]. Wir sind eingeladen, durch Spenden und Kollekten in den Gottesdiensten, unseren Teil dazu beizutragen, der Welt Hoffnung zu geben. Denn Christ*innen verbinden mit der Erwartung der Ankunft Jesu Christi auf Erden die Hoffnung, dass sich das Zusammenleben der Menschen zum Guten wandelt. Die Adventszeit ist also eine Zeit der Hoffnung.
Adventsbräuche
Rund um die Advents- und Weihnachtszeit hat sich ein reiches Brauchtum [4] entwickelt. Vieles davon entspringt einer christlichen Tradition, auch wenn das heute auf den ersten Blick manchmal nicht mehr sichtbar ist. Dazu kommen säkulare Einflüsse und regionale Besonderheiten. Schon bei einem Spaziergang erkennt man die Adventszeit daran, dass Fenster, Häuser und ganze Straßenzüge geschmückt und beleuchtet sind. Hinter den Türen wird gebacken, gebastelt und musiziert. Adventskalender und Adventskränze zeigen die Zeit bis zum Weihnachtsfest an. Als ein solcher Adventskalender kann auch dieses Weihnachts-ABC genutzt werden, in dem es jeden Tag eine kurze Erklärung zu einem Advents- oder Weihnachtsbrauch gibt.
Heilige
In die Adventszeit fallen drei Gedenktage von besonders bekannten Heiligen: Barbara, Nikolaus und Lucia. Die Verehrung von Heiligen [5] ist Teil der katholischen Frömmigkeitspraxis. Heilige sind Menschen, die sich durch ihren vorbildlichen Lebensstil und besonderen Einsatz für die Verbreitung des christlichen Glaubens auszeichnen. Außerdem sollen sie Wunder vollbringen können. Daher wenden sich Gläubige an sie, wenn sie sich Schutz und Beistand erhoffen. Nur wenige der unzähligen Heiligen haben auch außerhalb der katholischen Kirche Bekanntheit erlangt und Einfluss genommen auf das Brauchtum in protestantisch geprägten Regionen.
4. Dezember – Barbara
Barbarazweige – am Barbaratag geschnittene Zweige von Obstbäumen, die man in der geheizten Wohnung in eine Vase stellt – sollen bis Weihnachten aufblühen. Sie symbolisieren das neue Leben, das mit Christus in die Welt kommt. Wer aber ist diese Barbara? Die heilige Barbara [6] lebte gegen Ende des 3. Jh. in Nikomedien, der heutigen Türkei. Ihr reicher Vater war ein erklärter Gegner der Christ*innen. Der Legende [7] nach sperrte er seine Tochter in einen Turm. Trotzdem ließ Barbara sich taufen. Als ihr Vater davon erfuhr, wurde er sehr wütend und wollte sie töten. Barbara gelang zunächst die Flucht, dabei blieb ein Kirschzweig in ihrem Kleid hängen. Schließlich aber wurde sie doch gefunden und während sie im Gefängnis auf ihre Hinrichtung wartete, benetzte sie den Kirschzweig mit Wasser. Es soll ihr Vater selbst gewesen sein, der Barbara enthauptet und dafür vom Blitz erschlagen wurde. Der Zweig aber blühte am Tag ihres Todes, dem 4. Dezember, auf.
6. Dezember – Nikolaus
Der Nikolaus ist hierzulande wohl die bekannteste auf einen Heiligen zurückgehende Figur. Nikolaus [8] war im 4. Jh. Bischof in Myra, der Ort heißt heute Demre und liegt in der Türkei. Der heilige Nikolaus wird daher in der Regel in einem Bischofsgewand mit Mitra und Bischofsstab dargestellt. Es sind zahlreiche Legenden [9] überliefert, welche Wohltaten und Wunder Bischof Nikolaus vollbracht haben soll. Auf eine der bekanntesten Legenden geht der Brauch zurück, Kinder am Nikolaustag zu beschenken: Ein armer Vater hatte nicht genug Geld, um seine drei Töchter zu verheiraten und ihnen eine Mitgift zu bezahlen. Er wollte sie schon zu Prostituierten machen, da warf Nikolaus nachts drei Goldklumpen durch das Fenster. Die Töchter waren gerettet und der Vater dankte dem Bischof. Bis heute stellen Kinder am Abend vor dem Nikolaustag ihre Schuhe vor die Tür, damit ihnen dieser über Nacht kleine Geschenke hineinlegt.
13. Dezember – Lucia
Die Lichterkönigin Lucia kennt in Schweden jedes Kita-Kind. In der dunkelsten Zeit des Jahres kommt sie in ihrem langen weißen Gewand mit roter Schärpe und einem Kranz aus brennenden Kerzen auf dem Kopf engelsgleich daher, singt und verteilt Gebäck. Zurück geht dieser Brauch auf die heilige Lucia von Syrakus [10], die gegen Ende des 3. Jh. auf Sizilien lebte. Als eine der frühen Christinnen wollte Lucia nicht heiraten. Ihre Mutter gestattete das, nachdem diese selbst auf wundersame Weise von einer schweren Krankheit geheilt wurde. Lucia versorgte mit ihrer Aussteuer die Christi*innen, die sich vor ihren Verfolgern in den Katakomben versteckt hielten. Weil es dort dunkel war und Lucia die Hände voll hatte mit Lebensmitteln, trug sie die Lichter auf dem Kopf. Ihr Verlobter allerdings nahm Lucia die Auflösung des Eheversprechens derart übel, dass er sie an den römischen Kaiser verriet, der sie festnehmen, foltern und schließlich hinrichten ließ.
Ideen für die Kita
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Einen eigenen Adventskalender zusammenstellen, bei dem sich hinter den »Türchen« besondere »Geschenke« verbergen, z.B. Geschichten, Spielideen, eine Krippenfigur, ein Musikstück. Einen »anderen Adventskalender« [11] für Kinder kann man aber auch kaufen.
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Weihnachtskarten basteln und an die Nachbarn, Kooperationspartner der Kita, im Seniorenkreis verteilen
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Einen Krippengarten gestalten: An jedem Kita-Tag kommt eine Figur oder ein Gegenstand hinzu, bis dann kurz vor Weihnachten eine ganze Krippengruppe aufgestellt ist.
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Adventsspirale: Jeden Tag zieht eine Kerze oder Maria und Josef als Figuren ein Feld weiter auf einer vorgezeichneten Spirale, bis sie am Heiligen Abend in der Mitte am Stall von Bethlehem ankommen.
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Baumschmuck herstellen, der zu Weihnachten den Baum in der Kirche ziert.
Buchtipps
- Gitta Edelmann & Angela Fischer-Bick (2011): Advents-Zeit für Kinder. Kiel, Friedrich Wittig Verlag. Die fortlaufende Geschichte erzählt an jedem Tag vom 1. Dezember bis zum 6. Januar, wie sich die Kinder und Familien eines Hauses auf Weihnachten vorbereiten. Dazu gibt es kleine Exkurse mit Wissenswertem rund um die Adventszeit.
Hier können Sie den dazugehörigen Arbeitsbogen herunterladen.
In diesem Text verlinkte Websites:
[1] Evangelische Kirche in Deutschland: Advent. https://www.ekd.de/Advent-10815.htm
[2] Das Rauhe Haus: Das Rauhe Haus und der Adventskranz. Johann Hinrich Wichern als Erfinder. https://www.rauheshaus.de/wir-fuer-sie/adventskranz/
[3] Brot für die Welt, Ev. Werk für Diakonie und Entwicklung e.V.: 62. Spendenaktion und Kollekten. https://www.brot-fuer-die-welt.de/gemeinden/
[4] St. Benno Verlag, Vivat!: Adventsbräuche und ihre Herkunft. https://cms.vivat.de/themenwelten/jahreskreis/advent/adventsbraeuche.html
[5] Allgemeine gemeinnützige Programmgesellschaft mbH: katholisch.de, Die Heiligen und ihre Gedenktage. https://www.katholisch.de/heilige
[6] Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V.: brauchtum.de, Heilige Barbara. https://brauchtum.de/de/winter/heilige-barbara.html
[7] Mitteldeutscher Rundfunk: Gedenktag der heiligen Barbara. https://www.mdr.de/religion/religion/barbaratag104.html
[8] Allgemeine gemeinnützige Programmgesellschaft mbH: katholisch.de, Nikolaus - Die harten Fakten. https://www.katholisch.de/artikel/15722-nikolaus-die-harten-fakten
[9] Bonifatiuswerk der deutschen Katholiken e.V.: nikolaus-von-myra.de, Legenden. https://nikolaus-von-myra.de/de/legenden/
[10] Mitteldeutscher Rundfunk: Die heilige Lucia - Lichtbringerin aus Syrakus. https://www.mdr.de/religion/religion/heilige-lucia100.html
[11] Andere Zeiten e.V.: Der Andere Advent für Kinder. https://www.anderezeiten.de/aktionen/initiativen-zum-kirchenjahr/advent/der-andere-advent-fuer-kinder/