Tag der Pflege: Über 100 Mitarbeitende im Diakoniewerk Simeon protestieren

Über 100 Mitarbeitende der Pflege im Diakoniewerk Simeon forderten einen Richtungswechsel.
Kundgebung zum Tag der Pflegenden am 12. Mai
Mit Trillerpfeifen, Bannern, Plakaten und Sprechchören demonstrierten über 100 Pflegefach- und Pflegekräfte des Diakoniewerks Simeon am Tag der Pflegenden auf dem Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof. Sie folgten damit dem Aufruf von Diakonie Deutschland und dem Deutschen Evangelischen Verband für Altenarbeit und Pflege (DEVAP).
Gemeinsam mit insgesamt rund 500 Kolleg*innen weiterer diakonischer Pflege-Anbieter forderten sie lautstark einen Richtungswechsel in der Pflegepolitik und prangerten die dramatische Situation in der Pflege und die überfällige Stärkung der pflegerischen Berufe an. Einen Punkt mahnten sie besonders an: „Leasing macht uns kaputt!“
„Leasing macht uns kaputt!“
Beate Wolff, Fachbereichsleiterin Pflege und Betreuung im Diakoniewerk Simeon, forderte von der Politik eine gesetzliche Regulierung des Leasing-Marktes, beispielsweise zur Vergütung von Zeitarbeitspersonal und zur Beteiligung am Versorgungsauftrag:
„Leasing-Unternehmen beteiligen sich derzeit beispielsweise nicht an der Ausbildung neuer Pflegefachkräfte, werben aber für Stellen für ausgebildete Pflegefachkräfte mit absurd hohen Entgelten. Das ist wirtschaftlich und vor allem menschlich nicht zu tragen. Die oft häufig wechselnden Zeitarbeitskräfte können nicht intensiv eingearbeitet werden, übernehmen kaum qualitätssichernde Aufgaben und können weniger Kontakt zu den betreuten Menschen und Angehörigen aufbauen. Dieser ist jedoch die Grundlage für eine gute Arbeit in der Altenpflege. Diese Aufgaben lasten umso stärker auf den Schultern der festangestellten Mitarbeitenden – das geht so nicht weiter. Leasingfirmen werben dringend benötigtes Personal ab, da dort mit weniger Verantwortung mehr Geld verdient werden kann!“
„Pflege muss bezahlbar bleiben“
Weiter sagte Beate Wolff: „Wir brauchen mehr Menschen in diesen Berufen und eine von der Politik unterstützte Verbesserung der Rahmenbedingungen der Pflege – auch, damit Pflege bezahlbar bleibt. Durch den Einsatz von Leasingkräften steigen die Gesamtkosten, doch der Beitrag der Pflegeversicherung bleibt gleich, weshalb pflegebedürftige Kund*innen immer mehr selbst zahlen müssen. Wenn dieser Eigenanteil immer weiter ansteigt, wird Pflege in Zukunft ein Luxusgut sein. Das führt heute bereits dazu, dass Pflegebedürftige und Angehörige notwendige Leistungen auf ein Minimum reduzieren, weil sie nicht von der Pflegeversicherung abgedeckt werden. Wir Einrichtungen müssen in ambulanten Diensten Neukund*innen ablehnen oder können Betten in unseren Pflegeheimen mitunter nicht neu belegen – weil das Personal fehlt.“